Bayerns Coach Niko Kovac veränderte seine Startelf nach dem wilden 5:4 im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Zweitligist Heidenheim auf ganzen fünf Positionen: Der rechtzeitig nach Wadenblessur wieder fitte Neuer, Alaba, Javi Martinez, Coman und Lewandowski durften anstelle von Ulreich, Rafinha, Goretzka, James und Ribery (allesamt auf der Bank) von Beginn an in diesem 100. Duell der großen deutschen Rivalen von Beginn an ran.
Dortmunds Trainer Lucien Favre überraschte indes im Vergleich zum ganz spät errungenen 2:0 gegen Wolfsburg am vergangenen Bundesliga-Spieltag: Der letztmals am 21. Spieltag beim 3:3 gegen Hoffenheim aufgebotene 33-jährige Routinier Piszczek (erst seit wenigen Tagen wieder im vollen Mannschaftstraining), Bruun Larsen, Dahoud und der frischgebackene Vater Reus begannen für Wolf (Bank), Guerreiro (muskuläre Probleme), Paco Alcacer (Armverletzung) und den früheren Münchner Götze (Bank), der zwischen 2013 und 2016 22 Tore sowie 16 Assists in 73 Ligaspielen für den FCB verbucht hatte (drei Meisterschaften, zwei Pokal-Siege).
Eine Großchance für den BVB - und ein überragender FCB
Dahoud, letztmals am 21. Spieltag von Beginn an aufgeboten, war sicherlich die größte Überraschung in der Startelf der Gäste - und hatte auch nach wenigen Minuten das 1:0 für den BVB auf dem Fuß: Nach Vorlage von Reus zog der frühere Gladbacher flach ab und traf rechts den Pfosten, Neuer konnte dem Abschluss nur hinterherschauen.
Bei dieser einen offensiv gefälligen Szene der Schwarz-Gelben blieb es aber auch in den ersten 45 Minuten. Denn ansonsten dominierte ein auf den Punkt eingestellter, spielfreudiger und immens druckvoller FCB. Thiago und Javi Martinez auf der Doppel-Sechs eroberten Bälle reihenweise, bauten Vorstöße mit präzisen Pässen auf, über die Flügel machten Gnabry und Coman richtig Betrieb, ein agiler Müller marschierte im Zentrum in die freien Räume - und Lewandowski präsentierte sich lauf- wie abschlussfreudig. Von alledem zeigten sich die Dortmunder um einen unsicher wirkenden Zagadou geschockt, fanden viel zu selten entscheidend in die Zweikämpfe, ließen sich sehr weit zurückdrängen und wurden immer wieder nach allen Regeln der Kunst vorgeführt.
1. Bundesliga, 28. Spieltag
1, 2, 3, 4 - Chancen und Tore satt in Abschnitt eins
Was das zur Folge hatte, zeigte sich schnell: Hummels, der sich nach Thiago-Flanke gegen zwei Gegenspieler durchsetzte, eröffnete mit einem harten Kopfball unter die Latte - 1:0 (10.). Nach starker Parade von Bürki in der Folge (13., Thiago-Abschluss) unterlief Zagadou ein kapitaler Fehler, den Lewandowski durchaus sehenswert ausnutzte und halb im Fallen aus 16 Metern ins leere Tor zum 2:0 traf (17.). Doch damit noch lange nicht genug: Immer wieder segelten gefährliche Standards nach innen, immer wieder kombinierten sich die pfeilschnellen Coman oder Gnabry im Zusammenspiel mit ihren Kollegen nach vorn, immer wieder gab es hochkarätige Chancen (Müller, Hummels, Lewandowski, erneut Müller).
Nach einem präzisen Schlenzer von Javi Martinez zum 3:0 (41.) und einem genauen Kopfball von Gnabry nach Top-Flanke von Müller (43.) ging es mit einem hochverdienten 4:0 (es hätte gar 5:0 oder 6:0 heißen können) in die Katakomben. Den Treffer feierte Gnabry natürlich mit seinem an NBA-Star James Harden angelehnten "Rührschüssel-Jubel", während Kollege Alaba hierbei etwas "nachwürzte".
Etwas Würze für den Harden-Jubel: David Alaba (links) und Serge Gnabry. imago
Bayern im Verwaltungsmodus
Der zweite Abschnitt verkam indes - wenig überraschend - zu einer überschaubaren Angelegenheit. Dortmund setzte in erster Linie darauf, keine weiteren Gegentore mehr zu fangen, während Bayern auf Ballbesitz und Verwaltung ging. Die Minuten vergingen ohne große Highlights, immerhin verbuchte der zwischenzeitlich eingewechselte Götze mal einen Abschluss (65.). Auf der anderen Seiten spielten Lewandowski und Hummels einen aussichtsreichen Konter nicht gut genug aus (66.). Ein Highlight sollte es aber doch noch geben: Kimmich steckte kurz vor Schluss für Gnabry durch, dieser legte vor dem Tor quer für den lässig einschiebenden Lewandowski. Der Pole schnürte damit gegen seinen Ex-Klub einen Doppelpack und erzielte im 284. Bundesliga-Spiel seiner Laufbahn die Tore 200 und 201.
Tabellenführung erobert - BVB-Packungen
Die Reihe von unschönen Reisen nach München ging für den BVB damit nahtlos weiter. Denn vor diesem 0:5 hatten die Westfalen in der Allianz-Arena 0:6, 1:4, 1:5 und 1:2 verloren. Viel wichtiger indes aus FCB-Sicht als diese Serie von Heimsiegen: Mit diesem Dreier eroberte der Rekordmeister die Tabellenführung zurück, steht nun einen Punkt vor dem Rivalen und hat die siebte Meisterschaft in Folge wieder in eigener Hand.
Weiter geht es für Bayern in Düsseldorf, wo es am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) zum Duell mit dem starken Aufsteiger kommt. Dortmund empfängt Mainz 05 bereits am Samstag (18.30 Uhr).