Virtual Bundesliga

Rieck schlägt Vejrgang - "das beste Spiel meiner Karriere"?

"Keine Genugtuung" nach Sieg im RBLZ-Duell

Rieck zum Vejrgang-Knockout: "Könnte das beste Spiel meiner Karriere sein"

Steht im Halbfinale des VBL Grand Final: Levy Finn Rieck.

Steht im Halbfinale des VBL Grand Final: Levy Finn Rieck. IMAGO/Beautiful Sports

Nur einen einzigen Einsatz bekam Levy Finn Rieck von RBLZ Gaming bei der Endrunde der VBL Club Championship (VBLCC) Ende März. Der hatte es aber in sich: Mit 6:4 schlug er Paderborns Jonas Wirth in der Gruppenphase. Trotzdem musste er anschließend seinen Teamkollegen Umut Gültekin und Anders Vejrgang dabei zusehen, wie sie bis ins Finale stürmten. Wo das Leipziger Duo gegen ebenjene Paderborner um 'Jonny' unglücklich verlor und den Klub-Titel abgeben musste.

Rieck war im Verlauf der Saison zur Nummer drei bei RB avanciert. "Ich wusste, was auf mich zukommt in diesem Jahr. Ich wusste auch, dass es so laufen kann, wie es aktuell läuft. Dass ich nicht so viele Spiele mache, wie ich es mir erhofft hatte", sagte 'levyfinn' damals gegenüber kicker eSport. Er nahm es sportlich, leistete seinen Beitrag, wenn er gefragt war. Als Neuzugang in einem absoluten Top-Team, deren große Stars erst 2023 gemeinsam Klub-Weltmeister geworden waren.

Leipziger gegen Leipziger im Viertelfinale

Im VBL Grand Final sind die Karten allerdings neu gemischt. Bei der deutschen Einzelmeisterschaft kämpft jeder für sich selbst, mutmaßliche teaminterne Hierarchien spielen keine Rolle. Und so kann es eben auch vorkommen, dass Spieler aus demselben Verein auf der Jagd nach dem Titel aufeinandertreffen.

Pavlovic mit Monster-Sprung: Die Rating-Gewinner der Bundesliga in FC 24

Dieses Szenario ergab sich im Viertelfinale am Samstagabend: Vejrgang gegen Rieck. Mit Gültekin war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Leipziger ins Halbfinale vorgerückt, ein weiterer würde es ebenfalls schaffen - aber welcher? Favorit war trotz wackliger und dramatischer Swiss-Phase der Däne. Vejrgang hatte dem bis dato starken Niklas Rank zuvor keine Chance gelassen (5:1 und 0:0). Doch auch 'levyfinn' ließ mit seinem Sieg gegen Timo Siep (2:1 und 2:0) aufhorchen.

Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit großen Chancen auf beiden Seiten, aber lange ohne Tore. Wenige Ingame-Minuten vor Schluss brach Rieck mit seinem 1:0 den Bann (85.), nur um fast postwendend den Ausgleich zu kassieren (88.). Er hatte eine konzentrierte Leistung auf den virtuellen Rasen gebracht und nur wenige Fehler begangen - es reichte trotzdem nicht zum Sieg. Folglich musste eben eine noch stärkere und noch fehlerärmere Performance im Rückspiel her.

Frustrierter Vejrgang verweigert Hand-Shake

Rieck dominierte das zweite Spiel vom Start weg und ging völlig verdient mit 2:0 in Führung. Zur Halbzeit verzeichnete er satte 71 Prozent Ballbesitz. Vejrgang verzweifelte am gut organisierten Pressing, der fokussierten Abwehrarbeit und dem sauberen Passspiel seines Teamkollegen. Der 18-Jährige wurde nach diversen erfolglosen Offensivaktionen hörbar emotional - wiederholt trat er kräftig gegen seinen Tisch. Besserung stellt sich bei ihm aber nur bedingt ein.

Verzweifelte am eigenen Teamkollegen: Anders Vejrgang. DFL/Getty Images/Alexander Scheuber

Zwar kam Vejrgang im zweiten Durchgang immer öfter gefährlich in Riecks letztes Drittel, wurde aber meist noch geblockt. Das 1:2 aus Sicht des Dänen kam tief in der Nachspielzeit zu spät. Frustriert vom Verlauf des Viertelfinals verweigerte 'RBLZ_Vejrgang' seinem Mannschaftskameraden nach dem Aus sogar den Hand-Shake. VBL-Experte Mohammed Harkous kritisierte diese ausgebliebene Geste anschließend: "Gib ihm doch einfach die Hand und weiter geht's."

Am Ende muss einer gewinnen. Ich freue mich, dass ich das war. Genugtuung war aber zu keinem Prozent dabei.

Levy Finn Rieck nach seinem Viertelfinalsieg gegen Anders Vejrgang

Rieck selbst nahm es gelassen. "Ich finde zwar, dass es schon dazugehört, die Hand zu geben. Aber ich weiß auch, dass Anders eben ein emotionaler Typ ist", sagte 'levyfinn' gegenüber kicker eSport. "Wir verstehen uns privat gut. Ich glaube, er ist auch enttäuscht von sich selbst, weil er nicht sein bestes Spiel gemacht hat. Das ist kein Thema." Dasselbe gelte für ein mögliches Gefühl der Genugtuung nach dem Triumph gegen den Teamkollegen, der ihm zuletzt meist vorgezogen worden war.

Vejrgang sei "einfach ein Gegner, den ich schlagen wollte, weil ich ins Halbfinale wollte". Rieck habe zudem versucht, sich für ein bislang starkes Wochenende zu belohnen. "Am Ende muss einer gewinnen. Ich freue mich, dass ich das war. Genugtuung war aber zu keinem Prozent dabei", meinte 'levyfinn'. Was nicht bedeutete, dass er den Einzug in die Vorschlussrunde nicht bejubelte. Schließlich geht dieser mit einem Platz bei der eChampions League und der Chance auf die Einzel-WM einher.

Offensive und aktive Verteidigung als Schlüssel

Gegen den starken Vejrgang benötigte es dafür einen besonderen Auftritt - insbesondere in Partie zwei. Angesichts der Tragweite und der Qualität seines Kontrahenten "könnte das das beste Spiel meiner Karriere gewesen sein".

Doch was genau waren die Schlüssel zu Riecks Erfolg gegen 'RBLZ_Vejrgang'? "Ich wusste, dass ich ruhiger spielen muss, als es mir sonst lieb ist. Wenn man sich auf sein Tempo einlässt, verliert man. Weil er unfassbar schnell und gut in den Aktionen ist", erklärte 'levyfinn'. Offensive und aktive Verteidigung sei der Plan gewesen, der letztlich aufging. Denn: "Wenn Anders um deinen Strafraum herum ins Spielen kommt, ist er zu stark. Dann kannst du ihn nicht 180 Ingame-Minuten lang komplett wegverteidigen."

Von Kobel bis Ducksch: Alle TOTS-Kandidaten der Bundesliga

Unterstützt wird Rieck beim VBL Grand Final im Übrigen von einem besonderen Coach: Antonio Radelja, dessen Nachfolger er gerne würde. Denn der Stuttgarter ist - damals noch im Dress von Eintracht Frankfurt - 2023 deutscher Einzelmeister geworden.

Der nächste eigene Anlauf Radeljas war in diesem Jahr schon in den VBL Open Playoffs gescheitert. Nun könnte er doch noch den Back-to-back-Titel holen - wenn auch in abweichender Funktion. Zur Erklärung, warum er ausgerechnet 'levyfinn' als Coach in der Endrunde begleitet, setzte der VfB-eSportler im Interview mit kicker eSport zu einer Geschichte an. Ehe Rieck spaßeshalber einschritt: "Wir sind Freunde. Er holt jetzt hier weiter aus, aber wir sind einfach Freunde."

Rieck geht das Halbfinale wie Julian Brandt an

Mitgegeben habe Radelja seinem Freund und neuen Schützling vor allem den Fokus: "Ich habe ihm nach dem ersten Spiel gesagt, dass er auf sich selbst achten soll. Und nicht darauf, was daneben passiert und wie Anders auf die Gegentore reagiert." Im Halbfinale wartet am Sonntag ab 17.15 Uhr (live auf dem Twitch-Kanal von kicker eSport und auf kicker.de/esport) das Duell mit dem deutlich ruhigeren Leverkusener Marc Landwehr. Dann wird die Rollenverteilung eine andere sein, wie auch Rieck weiß: "Von den Namen her könnte man schon meinen, dass ich Favorit bin."

Den Bayer-Profi zeichne aus, dass er "nahezu jede Mechanik in FC 24 stark beherrscht. Ob Creative Runs, Player Locks oder Skill Moves - er agiert auf einem extrem hohen Niveau." Dennoch hält es 'levyfinn' mit einem BVB-Fußballer, der jüngst auf die kommende Dortmunder Champions-League-Aufgabe Paris St. Germain blickte: "Julian Brandt hat letztens gesagt: 'Wir sind im Halbfinale - und da macht es auch keinen Sinn mehr, zu verlieren.'"

Alle Begegnungen und Ergebnisse des VBL Grand Final findet ihr in unserer Übersicht.

nas

VBL: Alle Deutschen Einzelmeister - 'Jonny' als neuestes Mitglied