Dortmunds Trainer Lucien Favre rotierte nach dem 1:1-Auswärtsremis bei Eintracht Frankfurt auch verletzungsbedingt und nahm vier Änderungen an seiner Anfangsformation vor: Bürki, Sancho (beide Infekt) und Piszczek (Fußschmerzen) standen nicht zur Verfügung, für sie begannen der Tor hütende BVB-Debütant Oelschlägel, Pulisic und Toprak. Außerdem tauschte das Angriffs-Tandem Götze-Alcacer die Rollen: Deutschlands WM-Held durfte von Anfang an ran, der spanische Super-Joker nahm zunächst auf der Bank Platz.
Bremens Coach Florian Kohfeldt tauschte trotz der 1:1-Punkteteilung in Nürnberg , wegen der dort gezeigten Leistung war er "immer noch enttäuscht", nur zweimal aus: Veljkovic und Harnik (beide Bank) machten für Bargfrede, der nach einer Gelbsperre in der Liga in die Startelf zurückkehrte, und Rashica Platz.
Zeitig versuchte Dortmund, Ball und Zepter an sich zu reißen - unangenehme Bremer, die den BVB bereits im Liga-Hinspiel im Dezember vor erhebliche Probleme gestellt hatten, hielten aber selbstbewusst dagegen. Und gingen nach einem Freistoß von der rechten Seite sogar in Führung: Kapitän Kruse schlug die Kugel halbhoch an das erste Ende der Spielertraube, wo Rashica am schnellsten reagierte und dem Spielgerät mit seiner Fußspitze die entscheidene Richtungsänderung mitgab - 1:0 Werder (5.). Nach dem frühen Gegentreffer brauchte der BVB wenige Minuten der Besinnung, ehe die Schwarz-Gelben ein wahres Power-Play zum Besten gaben. Doch lediglich Götze mit der Hacke verpasste nach einer flachen Hereingabe den Ausgleich nur um Zentimeter (15.).
Reus trifft und bleibt in der Kabine
DFB-Pokal, Achtelfinale
Die Hausherren erzeugten großen Druck, kamen aber, auch wegen fehlender Präzision, kaum wirklich gefährlich durch oder zu Abschlüssen. Mitte des ersten Abschnitts nahm Dortmund das Tempo spürbar raus, gleichzeitig ging beiden Teams so ein bisschen der Faden verloren. Viele belanglose Dortmunder Passstafetten im Mittelfeld prägten das Geschehen, Bremen bekam indes genug Luft zum Atmen. Diese nutzte es zu einem Gegenstoß über Klaassen, an dessen Ende diesmal Rashica das lange Eck nur um Zentimeter verfehlte (32.). Nach einem direkten Freistoß von Kruse - Borussias Dritt-Keeper mit Bremer Vergangenheit Oelschlägel parierte - gelang uninspirierten Schwarz-Gelben der Ausgleich vor der Pause doch noch. Reus, bis dato relativ blass, verwandelte einen Freistoß aus 19 Metern direkt, ein herrlicher Treffer (45.).
Wohl angeschlagen blieb Dortmunds Spielführer jedoch in der Kabine, Alcacer kam für den 29-Jährigen in die Partie. Auch der Spanier vermochte an den Offensivbemühungen seiner Farben zunächst wenig zu verändern. Häufig unterbanden diszipliniert verteidigende Gäste die Angriffe der Borussia im letzten Drittel problemlos. Bremen meldete sich über Kruse zurück, der, von Gebre Selassie bedient, einen Flachschuss auf Oelschlägel abgab (54.).
Oelschlägel, Delaney, Verlängerung
In den letzten Minuten überschlugen sich die Ereignisse doch noch: Zunächst schoss Kruse einen direkten Freistoß aufs Tor, der von Weigl unglücklich abgefälscht wurde. Oelschlägel, eigentlich auf dem falschen Fuß erwischt, stoppte gerade noch ab und parierte den Schuss mit einer Glanzparade (89.). In der Nachspielzeit kam auf der Gegenseite Delaney nach einer Ecke zum Kopfball, der in hohem Bogen sogar auf dem Querbalken landete (90.+1). Kein Siegtor für niemanden, es ging in die Verlängerung.
Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf
In Bezug auf Kreativität wirkten beide Mannschaften in der ersten Hälfte der Verlängerung lange Zeit stehend K.o., die Werderaner - der eingewechselte Pizarro leierte an - hatten zunächst mehr vom Spiel. Kurz vor dem Ablauf der ersten 15 zusätzlichen Minuten war es ein Antritt von Dortmunds Pulisic, der der Partie neuen Schwung verlieh: Durch die Mitte nahm der US-Amerikaner Fahrt auf, ehe er einen Doppelpass mit Alcacer spielte. Im Eins-gegen-eins mit Pavlenka blieb der Angreifer cool - 2:1 (105.). Bremen ließ das nach dem erneuten Seitenwechsel nicht auf sich sitzen: Über Gebre Selassie, Möhwald und Witsels Hacke kam die Kugel zu Tor-Routinier Pizarro, der Oelschlägel auf engem Raum umkurvte und technisch höchst anspruchsvoll zum 2:2 einschob (108.).
Hakimi auf beiden Seiten, Klassenunterschied vom Punkt
Comeback-Kings: Claudio Pizarro (l.) erzielte in der Verlängerung das 2:2, Martin Harnik das 3:3 für Bremen. imago
Doch damit nicht genug - fortan ging es hin und her. Pavlenka hielt aus kurzer Distanz gegen Bruun Larsen (109.), bei Alcacers direktem Freistoß aus vorheriger "Reus-Position" fehlte nicht viel (111.) Zwei weitere Minuten später ging die Heimmannschaft verdientermaßen wieder in Front: Philipp enteilte Augustinsson und legte von der Grundlinie für Hakimi zurück - 3:2 (113.). Die Gäste beschwerten sich, reklamierten vor dem 3:2 ein Dortmunder Handspiel - vergeblich. Werder rannte mit dem Mut der Verzweiflung an. Klaassens abgefälschter Flachschuss forderte Oelschlägel alles ab (118.). Wenig später fiel eine Kruse-Ecke erst am zweiten Pfosten herunter, wo Harnik höher stieg als Hakimi - 3:3, Elfmeterschießen (119.).
In der nervenaufreibenden Lotterie vom Punkt kristallisierte sich der Gast aus dem Norden als wesentlich sicherer heraus: Während für die Borussia Alcacer und Philipp an Pavlenka scheiterten, verwandelten alle Bremer sicher. Kapitän Kruse ließ schließlich mit einem platzierten Linksschuss ins rechte Eck keine Fragen offen.
Der BVB ist in der Liga wieder am Samstag (15.30 Uhr) zu Hause gegen die TSG Hoffenheim gefragt. Tags darauf (15.30 Uhr) empfängt Werder den FC Augsburg. Am Sonntag (18.30 Uhr, LIVE!-Ticker auf kicker.de) wird im Rahmen der ARD-Sportschau die Viertelfinalpartien ausgelost.