Virtual Bundesliga

VBLCC: Paderborn schlägt Leipzig und ist Klub-Meister

'Chaser' wird zum großen Final-Helden

Leipzig entthront: Paderborn ist erstmals deutscher Klub-Meister

Ostwestfälische Ekstase: Der SC Paderborn ist neuer deutscher Klub-Meister der Virtual Bundesliga.

Ostwestfälische Ekstase: Der SC Paderborn ist neuer deutscher Klub-Meister der Virtual Bundesliga. Bundesliga Collection via Getty Images

Der holprige Start ins Endrunden-Wochenende ist vergessen, die Machtverhältnisse im nationalen eFootball sind für den Moment neu geordnet. Der SC Paderborn hat im VBLCC-Finale den Titelverteidiger RB Leipzig geschlagen und ist zum ersten Mal deutscher Klub-Meister. Wegweisend war ein emotionales Comeback im Doppel - ausgerechnet gegen das Klub-Weltmeister-Duo aus Anders Vejrgang und Umut Gültekin. Auf den letzten Metern fand das Endspiel zudem einen unerwarteten Helden.

Paderborn verpasste dem Favoriten im 2vs2 zunächst eine schnelle kalte Dusche: Schon nach rund zehn Ingame-Minuten schlug der virtuelle Ball im linken Eck des Leipziger Tors ein. RBLZ Gaming reagierte jedoch routiniert und schlug nur wenig später mit dem 1:1 zurück. Der SCP blieb im Anschluss an den Ausgleich zunächst am Drücker, gute Gelegenheiten blieben aber ungenutzt (28., 33.). Die Sachsen bestraften diese fehlende Kaltschnäuzigkeit und kombinierten sich kurz vor der Pause zum 2:1 (41.).

Vejrgang und Gültekin waren nun heiß gelaufen: Nach dem Seitenwechsel setzten sie sich mit Benjamin Seskos VBL-Power-Item rechts im Strafraum durch und erhöhten auf 3:1 (52.). Paderborn bekam in dieser Phase um die Halbzeit herum keinen Zugriff, offensiv wurden Jonas Wirth und Jamie Bartel lahmgelegt. Mitte der zweiten Hälfte legten sie noch mal zu: Der Anschluss per Volley läutete die Schlussphase ein (73.). Zehn Ingame-Minuten vor dem Ende packte die 99er-Karte von Adriano Grimaldi den Hammer aus - 3:3 (81.).

Spitzer Winkel lässt Paderborn träumen

Es wurde hitzig in der Kölner Strassenkicker Base, Paderborns Bartel richtete laute Worte in Richtung von Leipzigs Vejrgang. Auf dem virtuellen Rasen kassierte Robin Gosens Alter Ego in der Nachspielzeit nach hartem Foul die Gelbe Karte. Tore gab es in der regulären Spielzeit nicht mehr zu bestaunen - es ging in die Verlängerung. Das sportliche Momentum lag aufseiten der Ostwestfalen: Aus spitzem Winkel knallten sie den Ball zum 4:3 in die kurze Ecke (105.+2). RB fand nicht zurück ins Spiel - Überraschung zum Auftakt.

Anders Vejrgang brachte den SC Paderborn nur zwischenzeitlich zum Schweigen. Bundesliga Collection via Getty Images

Somit hatte 'Jonny' im Einzel gegen Vejrgang bereits den Matchball. Der Paderborner musste erst eine gute Chance des Dänen überstehen, dann schlug er zu: Aus diesmal gar "physikalisch eigentlich unmöglichem Winkel", wie es von der VBL-Kommentatoren-Couch hieß, traf Wirth zum 1:0 (9.). 'RBLZ_Vejrgang' behielt allerdings die Nerven, tastete sich in die Partie hinein - und besorgte noch vor der Pause den Ausgleich (41.). Der RB-eSportler fand nun in seinen Rhythmus, er ging bald darauf mit 2:1 in Führung (52.). 'Jonny' hatte in der zweiten Hälfte zu kämpfen, echte Gelegenheiten erspielte er sich kaum. Stattdessen erhöhte Vejrgang in der 83. Ingame-Minute noch auf 3:1.

Dadurch bescherte er Leipzig das zweite Einzel, das Entscheidungsmatch zwischen Gültekin und Bartel. Die bessere Anfangsphase erwischte Paderborns 'Chaser', der den digitalen RB-Schlussmann prüfte (22.). Kurz danach hatte der amtierende kicker eFootballer des Jahres seine ersten Möglichkeiten (27.). Für ihn folgte allerdings der große Rückschlag: Bartel legte von der linken Seite quer in den Fünfmeterraum und ging nach rund 30 Ingame-Minuten in Front. Bis zur Halbzeit fiel Gültekin im Angriff nicht mehr viel ein.

Gültekin verzweifelt an seiner Chancenverwertung

In der zweiten Hälfte erhöhte 'RBLZ_Umut' gezwungenermaßen die Schlagzahl. Zweimal hielt der virtuelle Paderborner Keeper die knappe Führung fest (57., 63.). Letztlich konnte Gültekin den Bann aber nach einem feinen Steckpass brechen (71.). Der insgesamt spielerisch unterlegene 'Chaser' fand jedoch die perfekte Antwort: Von der Strafraumkante aus schoss er zum 2:1 in die linke Ecke ein (81.). Zuvor hatte er noch mal Glück gehabt, als der Leipziger eine weitere große Chance vergab (78.).

Und genau so ging es weiter: Der nächste vielversprechende Gültekin-Versuch strich am rechten Pfosten vorbei (84.). Erstmals zeigte der ansonsten ruhige RBLZ-eSportler Emotionen - er wirkte verzweifelt. 'Chaser' ließ die finalen Minuten dieser Klub-Saison souverän herunterlaufen, sein Kontrahent kam nicht mehr gefährlich ins letzte Drittel. Nach Abpfiff brach unbändiger Jubel im Paderborner Lager aus. RB Leipzig ist entthront, der SCP ist zum allerersten Mal deutscher Klub-Meister im eFootball.

'Chaser' sichert die Schale: Paderborns Meisterstück im Video

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"Ich glaube, ich habe noch nie gegen Umut gewonnen"

"Das war wie diese verrückten Clips in den sozialen Medien. Da denkt man sich: 'Das passiert doch nur in einem von einer Million Fällen'. So ungefähr war das. Ich glaube, ich habe noch nie gegen Umut gewonnen", sagte Bartel gegenüber kicker eSport. Seinen 1vs1-Sieg über Gültekin bezeichnete er als "völlig unverdient", was ihm aber herzlichst egal war.

'Jonny' hob im Hinblick auf das verlorene DFB-ePokal-Endspiel 2023 und weitere knapp im vergangenen Jahr verpasste Titel die persönliche Relevanz der Klub-Meisterschaft hervor: "Es bedeutet mir einfach geisteskrank viel, weil ich nicht schon wieder ein Finale verlieren wollte."

Der Weg ins Finale: Nerlich schwärmt vom 2vs2

Die RBLZ hatten zuvor im Halbfinal-Doppel nur 38 Ingame-Minuten benötigt, um dem VfL Bochum die Schwere seiner Aufgabe mit Nachdruck bewusst zu machen. 3:0 führten die Sachsen schon zur Pause - für Gast-Experte Elias Nerlich "die beste 2vs2-Halbzeit, die ich je gesehen habe". In einer ruhigeren zweiten Hälfte fielen keine Tore mehr. Einen Traumstart erwischte RB-eSportler Vejrgang auch im Einzel gegen Timo Siep, der anschließend allerdings schnell auf 1:1 stellte. Nach dem Wiederanpfiff drehte 'RBLZ_Vejrgang' auf und besiegelte beim 4:1 das Finale für Leipzig.

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Torlose 90 Ingame-Minuten verstrichen im 2vs2 zwischen Paderborn und Bremen. In der Verlängerung entschieden 'Jonny' und 'Chaser' die Partie per Doppelschlag (94., 97.) für den SCP. Der Anschlusstreffer der Werder-Profis kam zu spät (119.). Im Einzel war Berkay Demirci sichtbar motiviert, konnte aber nicht davonziehen. Sowohl auf sein 1:0 als auch sein 2:1 hatte Wirth eine Antwort parat. Diese fand 'BerkayLion' nach dem 2:3 hingegen nicht. Kurz vor Abpfiff vergab er die riesige Chancen auf den Ausgleich (89.), die Ostwestfalen folgten den Sachsen ins Endspiel.

Viertelfinale: RB schlägt den Divisionssieger

"Schiss vor Leipzig" hatte VBL-Experte Mohammed Harkous den Mainzern vorm Viertelfinale unterstellt. Der FSV widerlegte die Ferndiagnose des FIFA-19-Weltmeisters und konterte die frühe RB-Führung (13.) im Doppel zügig (25.). In der Folge fanden die Nullfünfer offensiv aber kaum Mittel, während die Sachsen zwei ihrer Chancen zum 3:1-Sieg nutzten. Auch im 1vs1 begann Mainz-eSportler Max Julius Gröne stark und erzielte das 1:0 - Leipzigs Vejrgang stellte danach jedoch seine Klasse unter Beweis und drehte die Partie noch.

Erleichterung bei den Bochumern: Das Halbfinale war erreicht. Bundesliga Collection via Getty Images

Einen "Mietvertrag im gegnerischen Sechzehner" hatten die Bochumer laut Oskoui Rad im 2vs2 gegen den SC Freiburg. Trotzdem gelang dem VfL erst kurz vor Schluss der in der Entstehung etwas glückliche Ping-Pong-Siegtreffer (88.). Am Speedrun ließ 'TimoX' im ersten Einzel zunächst kaum Zweifel aufkommen - nach 20 Ingame-Minuten stand es bereits 3:0. Durch Aufholjagd und Last-Minute-Anschluss beschönigte Freiburgs Gianluca Mautone das Ergebnis. 4:3 reichte Bochum dennoch zum Einzug ins Halbfinale.

Rostocker Überflieger chancenlos

Die bislang so starken Rostocker gerieten im 2vs2 gegen Paderborn unter die Räder. Die Ostwestfalen legten dank Hattrick-Schütze und VBL-Power-Item Adriano Grimaldi schon im ersten Durchgang ein 3:0 vor. Nach dem Seitenwechsel erhöhte der SCP auf 5:0 - Hansa glückte nur noch der Ehrentreffer. Im Einzel wurde es aus Sicht der Norddeutschen nur bedingt besser: Paderborns Jonas Wirth kontrollierte die Partie gegen Lukas Wolff und ließ defensiv nichts anbrennen - mit 2:0 schoss er seinen Verein in die Vorschlussrunde.

Wie Paderborn führte auch Leverkusen im Doppel recht schnell mit 3:0, Bremen verkürzte jedoch noch vor der Pause. Näher kam Werder dem Ausgleich aber nicht mehr - das eSport-Team der Werkself setzte sich mit 4:2 durch. Berkay Demirci glich die Begegnung im 1vs1 gegen Sean Landwehr aus, ein spätes Tor reichte zum 1:0. Somit ging das Duell als einziges Viertelfinale in Spiel drei zwischen Marc Landwehr und Henning Wilmbusse. In einem Krimi siegte der Bremer dank zweier Last-Minute-Blocks mit 3:2.

nas

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