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Komplexe Monetarisierung: Hintergründe zu FC 24 ab 12 Jahren

Ab 12 statt 0 Jahren

"Komplexes Monetarisierungssystem": Hintergründe zur Altersfreigabe für FC 24

Anders als FIFA 23 wird FC 24 erst ab 12 Jahren freigegeben.

Anders als FIFA 23 wird FC 24 erst ab 12 Jahren freigegeben. EA SPORTS/kicker eSport

Es war ein Paukenschlag vor dem Release von EA SPORTS FC 24: Erstmals seit Bestehen der Serie gab die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) die Fußball-Simulation erst ab 12 Jahren frei - statt wie bislang FIFA ab 0 Jahren. "In-Game-Käufe und zufällige Objekte" sowie "Handlungsdruck" und "Chat" sind die Überbegriffe der Entscheidung. Doch warum kam diese erst zu FC 24 zustande?

Wie läuft eine USK-Sichtung ab?

  • Wird ein Spiel bei der USK eingereicht, wird dieses von der Testabteilung der USK zur Prüfung vorbereitet und anschließend an ehrenamtliche "Sichterinnen" und "Sichter" bei der USK übergeben. Diese spielen das jeweilige Spiel durch und präsentieren es anschließend einem Prüfgremium, bestehend aus unabhängigen Jugendschutzsachverständigen und einer staatlichen Vertretung. Die Diskussion im Prüfgremium führt schließlich zu einem Vorschlag für die Einstufung des jeweiligen Spiels, der durch die zuständige Vertreterin oder den zuständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden übernommen wird, sodass am Ende eine Altersfreigabe per Verwaltungsakt erfolgt.

Den Ausschlag gegeben hat eine Reformierung der USK-Statuten, die auf eine Änderung des Jugendschutzgesetzes im Mai 2021 zurückzuführen ist. Lorenzo von Petersdorff, stellvertretender Geschäftsführer der USK, erklärt im Gespräch mit kicker eSport: "Neben dem Schutzaspekt standen dabei insbesondere die Aspekte der Orientierung beziehungsweise Transparenz für Eltern und pädagogische Fachkräfte im Vordergrund - bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Rechts auf Teilhabe im medialen Umfeld. In der Praxis bedeutet dies für die USK, dass neben jugendschutzrelevanten Inhalten auch sogenannte Nutzungsrisiken sowie ihnen entgegenwirkende technische Schutzmaßnahmen im Verfahren zur gesetzlichen Altersfreigabe berücksichtigt werden können."

Zu diesen potenziellen Nutzungsrisiken "zählen beispielsweise Funktionen wie Chats, Ingame-Käufe mit zufälligen Objekten oder Spielmechaniken, die auf minderjährige Spieler einen unangemessenen Druck zum Vielspielen oder zum Kauf von Zusatzinhalten im Spiel ausüben könnten. So kann beispielsweise das potenzielle Kommunikations- und Kontaktrisiko für Kinder und Jugendliche verhindert werden, wenn Eltern mithilfe von technischen Jugendschutzeinstellungen die Kommunikationsfunktionen mit anderen Nutzern beschränken beziehungsweise deaktivieren."

Erst bei älteren Kindern ab 12 Jahren wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass sie in der Lage sind, solche Mechanismen zu erkennen und die Folgen zu reflektieren.

Lorenzo von Petersdorff, stellvertretender Geschäftsführer der USK

Vor allem Lootboxen sind in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten, wobei grundsätzlich "zu beachten ist, dass Lootboxen in der Praxis sehr unterschiedlich ausgestaltet sein können". Im Fall von EA SPORTS FC 24 "kam das USK-Prüfgremium zu dem Ergebnis, dass insbesondere der Spielmodus Ultimate Team durch ein komplexes Monetarisierungssystem mit Belohnungsmechanismen und zufälligen Objekten in Form von Kartenpaketen hohe Anreize zu Zusatzkäufen und zu langen Spielzeiten setzt".

Obwohl es Möglichkeiten zur Beschränkung oder Deaktivierung gäbe. "Dadurch kann die Selbstregulationsfähigkeit jüngerer Kinder in Bezug auf ihr Spielverhalten nachhaltig beeinträchtigt werden. Erst bei älteren Kindern ab 12 Jahren wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass sie in der Lage sind, solche Mechanismen zu erkennen und die Folgen zu reflektieren", sagt von Petersdorff. 

Während in Belgien Lootboxen verboten sind und in Österreich zuletzt zweimal für illegal erklärt wurden, ist nach deutscher Rechtsprechung das Ziehen von beispielsweise FC-24-Packs kein Glücksspiel. Auch die Anhebung der Altersfreigabe auf 12 Jahre zwingt EA SPORTS und andere Publisher erst mal nicht zum Handeln. Dementsprechend wichtig ist zusätzlich zu den Hinweisen der Kontakt zu den Eltern. Zu diversen Projekten bietet die USK daher auch "digitale Elternabende an", bei denen aktuelle Themen des Jugendschutzes in Videospielen aufgegriffen werden.

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