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FAMEHERGAME: DFB-Duo mit "Mini-WM-Feeling" ins Viertelfinale

'FabienneXIII' und 'Jennii_Official' auf Titeljagd

FAMEHERGAME: DFB-Duo im Viertelfinale - "Mini-WM-Feeling" in Zürich

'FabienneXIII' (l.) und 'Jennii_Official' (2.v.r.) haben die K.-o.-Phase erreicht.

'FabienneXIII' (l.) und 'Jennii_Official' (2.v.r.) haben die K.-o.-Phase erreicht. FIFAe/DFB

Es hätte kein passenderer Ort für das internationale Final-Event des FAMEHERGAME-Projekts gewählt werden können: Die entscheidenden Partien werden im FIFA-Museum in Zürich ausgetragen. Wo die Geschichte des realen wie virtuellen Fußballs so omnipräsent wie an kaum einem anderen Ort ist, sind 24 Spielerinnen angetreten, um ebenjene selbst zu schreiben. Für acht eSportlerinnen geht der Traum am Freitag weiter - darunter zwei Deutsche. 

Fabienne 'FabienneXIII' Morlok und ihre neue FOKUS-Teamkollegin Jennifer 'Jennii_Official' Kouchmeshki haben die Gruppenphase überstanden. 'FabienneXIII' dominierte am Donnerstag nach Belieben und setzte sich mit 15 Punkten aus fünf Partien als Erstplatzierte durch. 'Jennii' musste hingegen bis zum Schluss zittern. Im letzten Spiel gegen die Polin Klaudia 'klqudka' Mitrega (3:1) behielt sie jedoch die Nerven und sicherte sich Rang zwei. 

Beide Kouchmeshki-Schwestern treten an

Dass die 16-Jährige überhaupt nach Zürich reisen durfte, hat sie der Absage einer anderen Spielerin zu verdanken. Ursprünglich war aus dem DFB-Lager nur 'FabienneXIII' qualifiziert. Aus dem Duo wurde spontan sogar ein Trio: Da eine weitere eSportlerin nicht anreisen konnte, sprang Laeticia Kouchmeshki ein - 'Jennii's Schwester. Eigentlich war sie als Unterstützung für die junge eFootballerin vor Ort. Stattdessen durfte sie nun selbst zum Controller greifen.  

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'Laeticia' verpasste die K.-o.-Phase denkbar knapp, in Gruppe A landete sie auf dem dritten Platz. Lob von DFB-eNationalcoach Matthias 'STYLO' Hietsch gab es trotzdem. Gegenüber kicker eSport sagt er: "Laeticia hat super gespielt. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die in einer engen Gruppe den Ausschlag gegeben haben." Knapp ging es in der Vorrunde allerdings nicht immer zu. Ihr letztes Turnierspiel gewann 'Laeticia' gegen Sneha 'Sneha_Arya' Arya aus Indien mit 20:0.

Große Unterschiede beim spielerischen Niveau

Es war nicht das einzige Resultat, dem der Begriff Kantersieg kaum gerecht wird. Auch ein 26:0 und ein 21:0 wurden erspielt. "Die Qualität ist sehr unterschiedlich. Es gibt Spielerinnen, die auf sehr hohem Niveau agieren. Und es gibt Spielerinnen, die noch nicht auf diesem Level sind", erklärt 'STYLO'. "Man merkt aber, dass jede einzelne, die hier am Start ist, den gewissen Ehrgeiz und Willen hat, um sich weiterzuentwickeln."

Und darum geht es außerhalb des kompetitiven Aspekts schließlich bei FAMEHERGAME: die Weiterentwicklung talentierter FIFA-Spielerinnen. Mitverantwortlich dafür zeichnet Daniel 'Fehrminator' Fehr, der normalerweise RB Leipzig und die deutsche eNationalmannschaft betreut. In Zürich allerdings ist er auf Einladung der FIFA. Er ist einer von zwei Coaches, die am Donnerstag Trainingseinheiten für alle eSportlerinnen gaben.

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"Gewisse Mechaniken und Ingame-Taktiken" hätten dabei im Vordergrund gestanden. "Wie verhält man sich zum Beispiel in der Defensive? Ich habe ihnen gezeigt, wie man nicht zu schnell aufbaut und geduldig bleibt", berichtet 'Fehrminator'. Generell sieht auch Fehr große Unterschiede beim eSport-Niveau, wobei "manche schon auf einem sehr hohen Level" seien. Bei den anvisierten Fortschritten ginge es aber nicht nur um das FIFA-Spielen an sich. 

Diese Veranstaltung ist ein guter Schritt, um den Frauen das Selbstvertrauen zu geben, einfach mal mitzumachen.

Daniel 'Fehrminator' Fehr, eNationalcoach und in Zürich Workshopleiter

"Diese Veranstaltung ist ein guter Schritt, um den Frauen das Selbstvertrauen zu geben, einfach mal mitzumachen. Und ihnen zu zeigen, wie so ein offizielles Turnier abläuft", sagt 'Fehrminator'. Selbst für 'FabienneXIII' ist es erst das zweite Offline-Event nach dem ECL-Finale in London. Die große FIFA-Bühne ist für die meisten Teilnehmerinnen eine neue Erfahrung. 

Nicht so natürlich für den langjährigen eSportler und heutigen Trainer 'STYLO'. Der fühlte sich sogar zurückversetzt: "Als ich heute die Halle betreten habe, kamen mir die Spielstationen direkt bekannt vor. Das sind dieselben, die letztes Jahr auch beim FIFA eWorld Cup benutzt wurden. Ich habe dann zu den Spielerinnen gesagt: 'Das ist Mini-WM-Feeling hier.'" 

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Einen Live-Eindruck davon konnten sich allerdings nicht alle Anwesenden verschaffen. Die Gruppenphase verlief größtenteils unter Ausschluss der Medien. Lediglich einen kurzen Blick durften die Journalisten am Donnerstag in die Turnier-Räumlichkeiten werfen. Auch Interviews mit den eSportlerinnen sind erst für Freitag vorgesehen - nach absolviertem Medientraining. "Viele der Spielerinnen sind noch sehr jung und unerfahren. Wir wollen sie daher heute noch schützen und nicht unvorbereitet in Interviews schicken", heißt es von FIFA-Seite.

"Den Männern ein bisschen auf die Füße treten"

Die FAMEHERGAME-Workshops umfassen über die Medienkompetenz hinaus auch Themen wie Cyber-Mobbing, Online-Sicherheit und Content-Erstellung. Die Initiative verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz. Schließlich sind die meisten großen eSportler gleichzeitig Influencer und Content Creator. Genau darauf zielt die FIFA ab: Die besten Spielerinnen in ihrer Professionalisierung näher an die männlichen Koryphäen heran zu führen.  

Oder wie 'Fehrminator' es formuliert: "Es ist wichtig, dass bei einem Event wie diesem die Frauen ganz explizit gefördert werden. In einem eigenen Turnier, um sich auf dieser Ebene zu akklimatisieren, um anzukommen in der Szene. Dann können sie hoffentlich bald die nächsten Schritte machen und den Männern ein bisschen auf die Füße treten." 

nas

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