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Der eSport erreicht einen kulturellen Wendepunkt

Arbeitsmarkt wächst

Der eSport erreicht einen kulturellen Wendepunkt

Jobs im eSport - wie sich der Markt verändert und welche Positionen beliebt sind.

Jobs im eSport - wie sich der Markt verändert und welche Positionen beliebt sind. kicker eSport

Vor allem in Deutschland stehen die Jobvermittler und Jobbörsen vor der bunten Wundertüte eSport. Wie soll man mit diesem Geschäftszweig umgehen? Zwar finden sich in vielen Positionen gängige Arbeitsprofile wieder, doch größtenteils stehen Arbeitgeber vor der Problematik: Woher die Leute bekommen und was brauchen wir eigentlich? Annina Hering, Economist bei Indeed, erklärt im Interview, mit welchen Herausforderungen der Arbeitsmarkt zu kämpfen hat.

kicker eSport: eSport - hätten Sie jemals gedacht, dass Sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen müssen? Als die Thematik erstmals präsenter wurde, was haben sie damals gedacht? Konnten Sie mit eSport überhaupt etwas anfangen?
Annina Hering: Der eSport Markt in Deutschland ist noch relativ jung und basiert in vielen Punkten auf der Gaming-Industrie. eSport macht das Videospielen zum Beruf - einem mal mehr oder weniger gut bezahlten Job in inzwischen weltweit vielen Arbeitsmärkten. Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich eSport in Deutschland noch relativ gering. Doch das Angebot an Jobs und die Vielfalt an Positionen wachsen kontinuierlich.

kicker eSport: Nun ist der Arbeitsmarkt etwas undurchsichtig, viele Positionen nicht klar oder schwer zu besetzen. Wie beobachten Sie das?
Hering: Der Arbeitsmarkt in den Bereichen Gaming und eSport ist gar nicht so undurchsichtig, wie es zunächst erscheinen mag. Unsere Analysen der Gaming-Branche in Deutschland haben gezeigt, dass zwar viele IT-Fachkräfte gesucht werden, darüber hinaus aber auch eine Vielzahl anderer Positionen zur Verfügung stehen, etwa im Bereich PR und Marketing. Das lässt sich auch im Bereich eSports beobachten. Im Gaming-Bereich stechen Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin als die Hochburgen der Spielehersteller hervor. Dabei sind die lokalen Arbeitsmärkte durchaus verschieden: In Frankfurt am Main und in Hamburg ist der Stellenmarkt durch wenige große Arbeitgeber geprägt. Berlin zeichnet sich hingegen durch eine größere Anzahl an Arbeitgebern aus.

Annina Hering spricht über die Entwicklungen am eSport-Arbeitsmarkt.

Annina Hering spricht über die Entwicklungen am eSport-Arbeitsmarkt. Indeed

kicker eSport: Haben die Städte spezielle Schwerpunkte?
Hering: In Frankfurt am Main finden sich die meisten Praktikantenstellen, Hamburg bietet Berufseinsteigern die meisten Chancen und in Berlin richtet sich der größte Teil der Stellenausschreibungen an Professionals mit hoher Berufserfahrung und Leitungsverantwortung.

kicker eSport: Welche Berufszweige sind im eSport derzeit besonders gefragt, können Sie dazu etwas sagen?
Hering: Da die Industrie noch recht jung ist, sehen wir eine ganze Reihe Stellenangebote für diverse Funktionen, beispielsweise den Event Manager (für die Organisation der Turniere). Oft angebotene Stellen in dieser Kategorie sind unter anderem auch Redakteure, PR/Marketing/Social Media Manager/Influencer Manager, Software Entwickler und (Event) Projektmanager.

kicker eSport: In welche Richtung sollten sich Berufsanfänger orientieren, wenn sie einen Job im eSport anstreben? Gibt es Tendenzen?
Hering: Unsere Analysen der eSport und Gaming Industrie haben vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt, um in diese Branche einzusteigen. Ein großes Spektrum an Jobs mit sehr unterschiedlichen Anforderungen. Für interessierte Talente bietet der eSport-Markt viele Chancen, den "Traumjob" zu ergattern. Mit Blick auf vielversprechende Wege in die eSport-Industrie bilden nach aktueller Lage Studiengänge und Ausbildungsberufe beispielsweise in den Bereichen IT, Design, Marketing & Kommunikation ein gutes Fundament. Gerade im Marketing ist ein Universitätsabschluss von Vorteil. Auch im HR-Bereich ausgeschriebene Stellen erfordern häufig einen Uni-Abschluss und Berufserfahrung.

Studien prognostizieren, dass die Industrie in den nächsten zwei Jahren die Umsatzmarke von einer Milliarde US-Dollar knackt.

Annina Hering, Economist bei Indeed

kicker eSport: Gibt es noch weitere Voraussetzungen für eSport-Interessierte?
Hering: Durch die Bank sind vor allem gute Englischkenntnisse gefragt. Für nicht IT-Positionen mit direkter Anbindung an die Industrie, zum Beispiel Social Media Manager, Influencer Manager, Content Writer, Account Manager und Event Projektmanager, sind oft nicht nur eine Leidenschaft für Gaming und eSport wünschenswert. Branchenkenntnisse, Berufserfahrung und ein solides Netzwerk an Influencer-Kontakten werden darüber hinaus oft vorausgesetzt. Ein Hochschulabschluss rückt dafür bei diesen neueren Funktionen mehr in den Hintergrund.

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kicker eSport: Glauben Sie, dass die Branche noch weiter wachsen wird? Wie sieht Ihre Prognose aus?
Hering: Weltweit hat der eSport einen kulturellen Wendepunkt erreicht. Große Sendergruppen wie ESPN und TBS übertragen in den USA die Wettkämpfe und Fans füllen große Stadien um die besten eSportler live mitzuerleben. Beschäftigungszahlen im eSport-Segment sind seit 2015 konstant gestiegen, um insgesamt 40 %. Einige Studien prognostizieren, dass die Industrie in den nächsten zwei Jahren die Umsatzmarke von einer Milliarde US-Dollar knackt.

Der Gaming-Arbeitsmarkt entwickelt sich ähnlich dynamisch wie andere Branchen, die vom Wachstum der Technologieindustrie beeinflusst sind. Jobs für Spieleentwickler mögen rückläufig sein, andere Gaming-Bereiche jedoch wachsen. Indeed Daten aus den USA zeigen beispielsweise, dass seit 2014 sowohl Jobangebote als auch Suchanfragen für Gaming-Positionen im Bereich AR/VR (augmented-reality, virtual-reality) enorm gestiegen sind. So gibt es 400 % mehr AR/VR Jobs, die Nachfrage ist hingegen sogar um 1.500 & gestiegen.

Nicole Lange