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PES: Dr. Erhano - Lost in Dubai

Kuriose Ereignisse aus der eSport-Szene

PES: Dr. Erhano - Lost in Dubai

Abenteuer Dubai: Erhan "Dr. Erhano" Kayman kann auf viele kuriose Geschichten im eSport zurückblicken.

Abenteuer Dubai: Erhan "Dr. Erhano" Kayman kann auf viele kuriose Geschichten im eSport zurückblicken. Erhan Kayman

Für wichtige Turniere, die ein hohes Preisgeld versprechen, ist eigentlich keine Reise zu weit. Erhan "Dr. Erhano" Kayman hatte 2014 Jahr die Möglichkeit, sich auf dem "The Million Player-Event" in Dubai für das große Finale in Abu Dhabi zu qualifizieren. Auf den besten PES 2013-Spieler wartete damals ein stattliches Preisgeld in Höhe von 205.000 Euro, insgesamt wurden stolze 800.000 Euro ausgeschüttet. Auf das Abenteuer, das Kayman letztendlich in den Vereinigten Arabischen Emiraten erlebte, hätte er jedoch gerne verzichtet.
"Das Quali-Turnier für das große Finale in Abu Dhabi fand in einem Vorort namens Ajman statt, der etwa 40 km entfernt von Dubai liegt. Mein erstes Spiel sollte um 22 Uhr stattfinden, so fuhr ich also um 19:30 Uhr los, um pünktlich zu erscheinen. Keiner der insgesamt vier (!) Taxifahrer war in der Lage, mich zum Turnierort zu bringen, sodass ich erst um 23:30 Uhr dort ankam. Die Turnierleitung wollte mich vom Turnier ausschließen, da mein Gegner auf den automatischen Sieg pochte. Anschließend hatte ich die Idee, dass ich den Platz eines anderen einnehme könnte, der ebenfalls nicht erschienen war und sein Spiel erst um 23:45 Uhr austragen musste. Mit etwas Fingerspitzengefühl und dem Argument, dass ich extra aus Deutschland angereist war, durfte ich also doch noch ins Turnier einsteigen.

Das Verrückte an der ganzen Geschichte war, dass ich dann im ersten Match zur Halbzeit 1:3 zurücklag, und die Partie aber doch noch mit 4:3 gewinnen konnte. Die restlichen drei Partien des Quali-Turniers entschied ich anschließend ebenfalls für mich, somit war ich für das große Finale in Abu Dhabi qualifiziert".

Bittere Pleite statt großes Geld

Die Hoffnung auf den großen Geldgewinn im Wüstentum lebte also weiter bei Erhan Kayman. Doch musste der PES-Profi direkt in der ersten Runde des Finalturniers eine seiner bis heute bittersten Niederlagen hinnehmen. "512 von 17.000 Spielern waren verblieben und dann verlier ich gleich in der ersten Runde! Ich spielte definitiv nicht mein bestes Spiel, war trotzdem überlegen, verlor jedoch mit 1:2. Der Traum, 205.000 Euro zu gewinnen, war geplatzt, und die restlichen Tage in Dubai waren leider nicht mehr so schön...", resümiert "Dr. Erhano". Aber nicht nur diese Niederlage wirkt bis heute nach.

Auch an die World Finals 2012 hat Erhan nicht die besten Erinnerungen und erzählt uns von seiner Auftaktniederlage gegen einen israelischen Teilnehmer: "Ich glaube, ich habe das ganze Spiel dominiert, hatte etliche Chancen, die ich leider nicht ausnutzen konnte. In der 93. Minute hat mein Gegner es geschafft, mit seinem ersten Torschuss das Spiel für sich zu entscheiden. Eine Auftaktniederlage bei einer WM zu verkraften ist nicht leicht, und dann auch noch so eine bittere. Am Ende überstand ich die Gruppenphase leider nicht."

Mit Messi zum ersten großen eSport-Erfolg

Natürlich hat "Dr. Erhano" aber auch Momente erlebt, die er sich nur allzu gerne in Erinnerung ruft. Da gab es beispielsweise ein Tor von Lionel Messi, das er in PES gegen Mike Linden in einem Qualifikationsspiel zu den World Finals erzielt hat: "An der Außenlinie hielt ich den Ball ziemlich lange, spielte dann auf Messi, dribbelte mich mit schnellen Bewegungen durch die Abwehr und schoss dann den Ball in die lange Ecke. Es war das 7:1 (nach Hin- und Rückspiel) und ich war für die World Finals 2012 qualifiziert. Mein erster großer Erfolg im eSport!" Zu Kaymans größten Errungenschaften zählt auch die Teilnahme an einem Städteturnier in Stuttgart 2013, bei dem "Dr. Erhano" nach den drei Gruppenspielen eine Tordifferenz von 35:1 aufweisen konnte, nachdem er mit 14:0, 11:1 und 10:0 alle Partien zweistellig für sich entschied.

"El Clasico" der PES-Szene

Mike Linden, gegen den "Dr. Erhano" der erste größere Erfolg im eSport gelang, zählt aufgrund der zahlreichen, spannenden Duelle inzwischen zu seinem Lieblingsgegner. Dies jedoch "nicht, weil ich jedes mal gegen ihn gewinne, sondern weil unsere Spiele immer von hoher Brisanz sind. Es ist der "Clasico" der PES-Szene und meiner Meinung nach stets ein Duell auf aller höchstem Niveau, da wir beide ziemlich ähnlich spielen. Wir kennen uns inzwischen in- und auswendig - das macht die Sache um einiges interessanter", erklärt Kayman. Manch erinnerungswürdige Geschichte dürfte sicherlich auch schon in den heimischen Wohnzimmern geschrieben worden sein. Vielleicht sogar eine ähnlich aufregende, wie eine abendliche Irrfahrt durch die Vereinigten Arabischen Emirate.

Daniel Strotbaum