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FIFA 18-Karrieremodus im Test: Fast Alles beim Alten

Die Karriere im Spiel unter der Lupe

FIFA 18-Karrieremodus im Test: Fast Alles beim Alten

FIFA 18 Karriere-Modus: Das ist neu, das ist anders.

FIFA 18 Karriere-Modus: Das ist neu, das ist anders. EA SPORTS

Im Karrieremodus übernehmt Ihr die Rolle eines Fußballtrainers und Managers für einen Verein. Saison für Saison leitet Ihr die sportlichen Geschicke des Klubs, verändert Aufstellungen, kauft und verkauft Spieler und zerbrecht Euch den Kopf über Verträge und Jugendspieler. Jedes Jahr gibt es von EA SPORTS kleine Verbesserungen des Modus - so auch dieses Jahr im neuen FIFA 18.




Die Karriere

Wirklich neu und innovativ ist EA SPORTS selten, man bewahrt lieber, was es schon gibt und verändert nur kosmetisch. Die Karriere ist darüber hinaus ein Modus, der EA keine zusätzlichen Einnahmen bringt. In FUT können Spieler echtes Geld ausgeben und Alex Hunter in The Journey taugt als Werbegesicht für Brausegetränke. Entsprechend wirkt es, als hätte der Entwickler hier weniger Zeit hineingesteckt und sich eher auf andere Spielinhalte konzentriert. Denn die Neuerungen bleiben marginal.

Menü

Größte Neuerung im Menü: Die Transferzentrale im Startbildschirm und die Videonews rechts.

Größte Neuerung im Menü: Die Transferzentrale im Startbildschirm und die Videonews rechts. kicker eSport

EA SPORTS geht den Weg der Effizienz weiter. In jeder neuen Version findet der Entwickler einen Weg, die Menüführung noch effizienter und schicker zu machen. So gibt es nun die Unterpunkte „Transferzentrale“ und „Teamzentrale“, die mehrere vorherigen Extrakarten des Menüs in sich vereint. Ebenfalls sehr spielerfreundlich bringt EA diese beiden wichtigen Features auf den ersten Bildschirm, sodass scrollen durch die Menüs deutlich seltener vorkommt. Die vorherigen Textmeldungen über Transfers und Vereinsgeschichten werden nun in einer Videokachel angezeigt. Klickt man drauf, kann man den altbekannten Text lesen.

Teamzentrale

Was auf den ersten Blick wie eine hervorragende Neuerung aussieht, offenbart seine Tücken. Bei EA scheint man der Meinung zu sein, dass jeder Spieler einen riesigen Bildschirm besitzt, denn die in FIFA 17 noch große und übersichtliche Schrift wurde arg zusammengeschrumpft. Dafür präsentiert EA nun ein bildschirmfüllendes Abbild des derzeit ausgewählten Spielers. Wenn das nicht gerade Cristiano Ronaldo ist, sondern der vom System erstellte Declan Shaw, scheint dieses Feature zwar nett, aber unnötig. Erst recht, wenn dafür der Text kleiner werden muss.

Die Attributeübersicht hat sich verändert. Nun ist alles kleiner und schicker, dafür aber unübersichtlicher.

Die Attributeübersicht hat sich verändert. Nun ist alles kleiner und schicker, dafür aber unübersichtlicher. kicker eSport

In der Teamzentrale findet sich auch eines der größten Mankos der neuen Karriere: Die Attributeübersicht wurde aus dem Spiel genommen. Zuvor ließen sich alle Attribute bunt und übersichtlich auf einem Bildschirm anzeigen, nun schrumpft EA diese zusammen und verteilt sie auf mehrere Seiten. Die Verbesserung der eigenen Profis zu verfolgen ist nun mühselig. Entsprechend schwieriger ist es, Defizite zu erkennen, die per Training ausgeglichen werden könnten. Ohne Extrazettel wird das kaum noch etwas.

Stattdessen haben die Tor- und Vorlagen-Statistiken der Kicker mehr Raum bekommen, inklusive Sortierfunktion. EA holt die Kreisdiagramme für die Attribute nun auch in die Teamzentrale. Ob das ein einem Managermodus sinnvoll erscheint, ist diskutabel, der Entwickler setzt hier aber auf Einsteigerfreundlichkeit sowie moderne Präsentation und versucht, weniger Text zu zeigen. Stattdessen gibt es nun bunte Smilies für die Moral der Spieler.

Wirklich negativ fällt aber dieser Fehler auf: Die Torhüterattribute fehlen in der Übersicht. Sie findet man nur noch über die Aufstellung der eigenen Mannschaft. Den Fehler dürfte EA aber mit einem kommenden Patch beheben.

Transfersystem

Grundlegend hat der Entwickler hier nichts im Vergleich zu FIFA 17 verändert. Scouten und Verpflichten folgt immer noch denselben Regeln. Dafür steckte EA die meiste Entwicklungszeit in die Transferverhandlungen. Da hat man sich aus den Zwischensequenzen von The Journey bedient und präsentiert jedes Gespräch mit einer filmischen Einlage und unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten. Was zunächst recht schick aussieht, nervt schnell.

Transferverhandlungen führt Ihr nun in Zwischensequenzen mit Entscheidungsmöglichkeiten.

Transferverhandlungen führt Ihr nun in Zwischensequenzen mit Entscheidungsmöglichkeiten. kicker eSport

Dankbarerweise kann man die Einspieler überspringen, denn die Protagonisten sagen sowieso immer dasselbe und haben auch keine Sprachausgabe spendiert bekommen. Die wichtigen Informationen stehen als Untertitel noch nach der Unterredung im Bild. Kurioserweise kamen in unserem Test alle Verträge zustande, sobald wir es in die Zwischensequenzen geschafft hatten und bereit waren, ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen. Zumindest für unsere gekauften Jugendspieler waren die Forderungen nie unfair. Dazu muss erwähnt werden, dass man als Manager ohne Hilfsseiten wie „SoFIFA“ ziemlich im Dunkeln tappt, bezüglich Wert und Forderungen der anvisierten Kicker.

Ohne Hilfe ist der Einkauf neuer Spieler nach wie vor mühselig und langwierig. Außerdem ist Vorsicht geboten: Wer keine Lust auf die Zwischensequenzen hat, der delegiert die Verhandlungen einfach an seine Assistenten und gibt nur Rahmenbedingungen vor. Aber bei FIFA 18 gilt: Wenn man will, dass etwas funktioniert, muss man es selbst machen. Die Assistenten brachten die Verhandlungen häufig zum Abbruch und dann müsst Ihr zunächst eine Woche warten, ehe Ihr erneut an den Spieler herantreten dürft.

Freigabeklauseln

Zum Thema:

Positiv fällt auf, dass die gegnerischen Vereine nun aggressiv Freigabeklauseln in Spielerverträgen wahrnehmen. Das ist realistisch, führt aber sehr schnell zu Frust. In unserem Test kauften andere Zweitligavereine fast alle Topspieler von Erzgebirge Aue innerhalb der ersten Wochen für lächerlich geringe Summen aus ihren Verträgen. Als Manager sind einem dagegen die Hände gebunden. Für die 800.000 Euro, die dafür in den Verein fließen, bekommt man kaum einen ähnlich guten Spieler. Außer natürlich man nutzt Hilfsseiten. Dank Klauseln und einfachen Vertragsverhandlungen hatte unser Aue am dritten Spieltag der zweiten Fußballbundesliga nur noch sehr wenig mit der ursprünglichen Mannschaft gemein.

Insofern scheint es absolut egal, mit welchem Team Ihr in die Karriere startet. Ist es ein monetär gut ausgestatteter und prestigeträchtiger Verein, mögen die Kicker länger bleiben, in Zweit- und Drittligen wird Eure Mannschaft schnell kaputtgeräubert. Im aktuellen ersten Title Update hat EA allerdings angekündigt, hier nachbessern zu wollen. In Zukunft dürft Ihr Euren Spielern noch einen neuen Vertrag anbieten, ehe sie wirklich weg sind.

Regen/Hohe Siege

Die Problematik, die viele FIFA-Profis derzeit anmerken, findet sich auch im Karrieremodus wider: Es fallen schnell Tore. Ergebnisse wie 6:1 sind in der zweiten Liga mit Aue keine Seltenheit, wohlgemerkt bei moderater Schwierigkeit. An der kann es allerdings nicht liegen, denn ist der Platz nass, konnten wir nur mit Zähnen und Klauen ein Unentschieden verteidigen – und zwar in jedem Regenspiel. Es schien, als würde der Regen die Spieler vollends verwirren, sie wollten nicht mehr laufen und konnten keine Pässe spielen.

Das kicker eSport-Fazit:

Bei EA SPORTS ist man mit dem Karrieremodus zufrieden. Von den Neuerungen der letzten Jahre ist nichts verschwunden, in FIFA 18 scheint sich das Entwicklerstudio auf FUT und Spielmechaniken konzentriert zu haben. Positiv fallen die kleinen Zwischensequenzen auf, die es manchmal auch vor einem Spiel zu sehen gibt. Begeistert hat uns auch die Mutter des Protagonisten aus The Journey, die im Karrieremodus manchmal hundertfach auf der Tribüne in lila Vereinsfarben jubelt.

Negativ sind die neue Attributeübersicht und die vielen kleinen Fehlerchen, die noch im Spiel stecken. In der Karriere bleibt aber größtenteils alles wie gehabt, die Transferperiode ist noch ein wenig aufregender geworden, und für wirklich gute Ergebnisse solltet Ihr auf die bei uns erscheinenden Galerien zu Talenten und Jugendspielern zurückgreifen. Im ersten Eindruck macht die Karriere jedoch noch genauso viel Spaß wie im Jahr zuvor. Viel hat sich nun auch wirklich nicht verändert.

Holm Kräusche