FIFA

"Wölfe" und MeetYourMakers: Der eSport-Durchbruch?

VfL Wolfsburg verpflichtet FIFA-Profis

"Wölfe" und MeetYourMakers: Der eSport-Durchbruch?

Der VfL Wolfsburg greift im eSport an: Manager Klaus Allofs (re.) und Bundesliga-Profi Robin Knoche (li.) stellten die Neuzugänge Benedikt 'SaLz0r' Saltzer (mi. re.) und Daniel 'Dani' Fink (mi. li.) vor.

Der VfL Wolfsburg greift im eSport an: Manager Klaus Allofs (re.) und Bundesliga-Profi Robin Knoche (li.) stellten die Neuzugänge Benedikt 'SaLz0r' Saltzer (mi. re.) und Daniel 'Dani' Fink (mi. li.) vor. kicker eSport

Als erster Fußball-Bundesligist hat der VfL Wolfsburg mit Benedikt 'SaLz0r' Saltzer und Daniel 'Dani' Fink nun auch zwei eSportler in seinen Reihen. Beide Gamer konnten in den vergangenen Jahren Erfolge bei deutschen Meisterschaften und verschiedenen internationalen Turnieren der FIFA-Reihe sammeln. Die für das Team von MeetYourMakers aktiven eSportler spielen auf der Konsole in der aktuellen FIFA-Version auch mit dem VfL Wolfsburg und sollen die Grün-Weißen künftig vertreten. Für den VfL Wolfsburg ist die Verpflichtung der eSportler nicht der erste Kontakt mit der Gaming-Szene. Bereits im November 2013 wurde gemeinsam mit EA SPORTS ein Turnier der Virtuellen Bundesliga (VBL) in der Volkswagen Arena veranstaltet, im April erst sicherten sich die Wölfe die Klubmeisterschaft der VBL.

Auch wenn der VfL mit den beiden FIFA-Spielern in seinem Kader Neuland in Deutschland betritt, gibt es bereits ähnliche Konstellationen in anderen Ländern. So nahm der türkische Sportclub Besiktas Istanbul bereits im Januar diesen Jahres ein ganzes League of Legends-Team unter Vertrag. Die Mannschaft, samt Coach, Analysten und Managern konnte sich wenig später einen Platz beim Mid-Season Invitational erspielen. Dort blieben sie allerdings sieglos und konnten nicht gegen die starke internationale Konkurrenz bestehen. Bei Fans finden solche Entwicklungen oftmals großen Anklang, da sie sich durch den Einstieg großer und etablierter Sportclubs eine steigende Professionalität und Anerkennung erhoffen. Im Beispiel vom Besiktas LoL-Team ist dies in großen Teilen auch der Fall, die Investitionen in League of Legends zeugen definitiv von einem ernsten Interesse an der Zukunft des eSports.

Die Motivation des VfL hingegen formuliert der Geschäftsführer Klaus Allofs etwas anders: „Zwischen dem realen und dem digitalen Fußball gibt es immer mehr Berührungspunkte. Die Spiele werden von Jahr zu Jahr realistischer und finden sowohl bei unseren Profis als auch bei unseren Fans großen Anklang. Mit unserem Engagement wollen wir beide Welten zukünftig noch enger zusammenführen." Letztendlich werden also die Bundesliga-Profis, die in ihrer Freizeit gerne FIFA spielen, mit Athleten verglichen, die versuchen, damit eine professionelle Karriere aufzubauen. Obwohl dies offensichtlich scheint, ist die Abgrenzung zwischen dem kompetitiven und freizeitlichen Spielen von FIFA enorm groß und die Zusammenführung dieser Bereiche wirkt eher wie eine Untergrabung der langjährigen eSport-Leistungen von einem Clan wie MeetYourMakers.

FIFA im eSport

Die eSport-Komponente von FIFA wird, trotz großer Bemühungen, immer noch etwas stiefmütterlich behandelt. Die Möglichkeiten, direkt im Spiel an Wettbewerben teilzunehmen oder sich darüber zu informieren, sind äußerst gering und die Abläufe der vorhandenen Turniere oftmals recht altmodisch. Preisgelder sind im Vergleich zu anderen eSport-Titeln ziemlich gering und erlauben nur wenigen Spielern eine ernsthafte Karriere. Die Zusammenführung von realem und virtuellem Fußball ist da nicht zwangsläufig die richtige Herangehensweise. Denn insbesondere bei FIFA bedarf es eigentlich einen deutlich stärkeren Fokus auf die Wettbewerbe und eSportler. Die Gleichsetzung mit klassischen Fußball-Spielern oder Hobby-Gamern wirkt dann eher kontraproduktiv.

Der reale Fußball trifft den virtuellen: Natürlich wurde zur Eröffnung gleich gezockt.

Der reale Fußball trifft den virtuellen: Natürlich wurde zur Eröffnung gleich gezockt. EA SPORTS

Obwohl der Prozentsatz der Spieler, die einen Titel wie League of Legends oder Dota 2 kompetitiv spielen, ebenfalls verschwindend gering ist, sind diese Titel von vornherein für den Wettbewerb ausgelegt. Dota 2 wurde bereits vor der Veröffentlichung 2011 diversen Teams und Profis präsentiert, die dann maßgeblich an der Verbesserung des Spiels beteiligt waren. Die Weltpremiere auf der Gamescom 2011 feierte Valve mit der ersten Weltmeisterschaft The International. Bis heute dienen Aktualisierungen für das Spiel zum Großteil dem Balancing der Profi-Partien.

Sport ist nicht gleich eSport

Eine andere wichtige Komponente ist aber die Organisation und Professionalität, die ein Verein wie VfL Wolfsburg in den eSport bringt. Auch wenn viele Fans sich eventuell dagegen wehren, braucht der eSport für eine kontinuierliche Entwicklung mehr Sponsoren, Aufmerksamkeit und vor allem Strukturen. Dass ein etablierter Klub wie Wolfsburg sich diesen Zielen nun annimmt, ist auf jeden Fall wertvoll für die Szene – nicht nur für die Disziplin FIFA. Dieses Engagement birgt aber auch große Gefahren, und die Integration klassischer Sport-Paradigmen in den eSport sollte mit Vorsicht zu genießen sein. Die International e-Sports Federation (IeSF) versuchte bereits mit der Argumentation, den eSport näher an andere Sport-Verbände rücken zu wollen, Turniere in Männer und Frauen zu trennen. Ein solches Gerüst ist in dieser Konstellation nicht sinnvoll und wurde nach heftiger Kritik schleunigst geändert.

Ob diese Entwicklung letztendlich Mode macht und weitere Sportvereine in den elektronischen Wettkampf einsteigen, ist ungewiss. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob diese Entwicklung den eSport voranbringt oder ob er sich unabhängiger und ohne den Eingriff von bereits etablierten Organisationen entwickeln sollte. Der VfL Wolfsburg muss die Ambitionen und Bemühungen seiner FIFA-Athleten ernst nehmen und sie nicht mit den Hobby-Spielern vergleichen, die auf dem heimischen Sofa gerne FIFA spielen. Dann kann der Klub es schaffen, als zukünftiges Vorbild für Organisationen und Vereine zu gelten und dem eSport bei der weiteren Etablierung zu helfen. Ein gutes Zeichen für die öffentliche Akzeptanz ist das Engagement der Wölfe aber in jedem Fall.

Robin Schulz

FIFA 15: Beste Aufstellung für den VfL Wolfsburg