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Warum spielen eSportler nicht 24 Stunden am Tag?

Kolumne von Alexander Müller

Warum spielen eSportler nicht 24 Stunden am Tag?

Einfach mal Pause machen: Alexander Müller empfiehlt, das Joypad oder die Tastatur auch mal beiseite zu legen.

Einfach mal Pause machen: Alexander Müller empfiehlt, das Joypad oder die Tastatur auch mal beiseite zu legen. Helena Kristiansson

Das Thema ist relativ einfach erklärt und auch sehr logisch. Nehmen wir einen meiner ehemaligen Spieler, der Rennsimulationen gefahren ist. Wenn er hier in unseren Trainingsräumen war, um sich auf ein Turnier vorzubereiten, dann haben wir erleben dürfen, was es bedeutet, dosiert zu trainieren. Danny, so heißt der Spieler, ist eine Zeit lang die Nordschleife des Nürburgrings gefahren, um sich auf ein Turnier vorzubereiten. Zunächst startete er und ist 1:18er Runden gefahren. Mit der Zeit hat er immer besser die Ideallinie getroffen und konnte sich verbessern. Er ist in den Bereich von 1:10er Runden gekommen, was ungefähr nach 30-40 Minuten der Fall war. Diese Zeiten konnte er dann für 20-30 Minuten halten, danach nahmen die Zeiten wieder zu, er wurde langsamer.

Das war auch der Moment, an dem Danny eine Pause eingelegt hat. Der Trainingseffekt war erreicht, er hatte seine schnellste Runde unterboten. Raus auf die Inliner, frische Luft, Mittagessen, was auch immer er in seinen Unterbrechungen gemacht hat, es war Zeit für die erste Pause. Nach ca. einer Stunde, maximal 90 Minuten hat er sich den gleichen Kurs vorgenommen, startete er direkt mit 1:15er Runden und konnte sich verbessern auf 1:08er. Und wieder, nach 70 Minuten ca. gab es keine Verbesserungen mehr, im Gegenteil, er wurde langsamer. Folglich wurde auch dieser Trainingsblock beendet und die nächste Pause eingelegt.

Im Turnier selber ist Danny die Nordschleife dann konstant mit 1:05er Runden gefahren. Er hat das Turnier gewonnen.

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Training im eSport hat nichts damit zu tun, dass man einfach immer weiter spielt. Es ist komplexer. Es geht vielmehr darum, das Training so zu steuern, dass man in den jeweiligen Blöcken das Maximum erreicht und versteht, wann man aufhören muss, da die Konzentration abreißt. Die Planung der Folge der Trainingsblöcke ist wichtig, denn sie bereitet den Spieler auf das anstehende Turnier, bzw. den Wettkampf vor. Wenn das entscheidende Spiel ansteht, muss er in der Lage sein, seine Bestleistung abzurufen. Darauf hin wird trainiert.

Alexander Müller von SK Gaming.

Alexander Müller von SK Gaming. kicker eSport

Zu oft wurde in der Vergangenheit der Fehler begangen, eSport mit einem Problem gleichzusetzen: Spielsucht. Das Gegenteil ist eigentlich der Fall. Wenn eSportler, die Erfolg haben, eins lernen, dann ist es das "Pausemachen". Am Ende des Tages ist es so: eSportler sind gute Beispiele, den verantwortungsvollen Umgang mit Computerspielen zu erklären. Das betrifft sowohl die altersgerechte Auswahl des Spiels als auch die Zeit, die ein Spieler damit verbringt. Natürlich setzen sich Profi-Spieler deutlich mehr mit dem Spiel auseinander und spielen es auch mehr. Das ist bei einem Formel-1-Fahrer oder einem Profi-Fußballer nicht anders.

Ich denke, wir können vom eSport eine Menge lernen. Vor allem diejenigen, die weniger Berührungspunkte mit Computerspielen haben, aber mit der Zeit Medienkompetenz aufbauen müssen, weil sie nun Kinder haben, die langsam an das Thema herankommen. Wie immer im Leben gilt es, das gesunde Maß zu finden, was einer der ersten Punkte ist, den ich mit neuen Spielern bespreche.

Alexander Müller