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Dominik "Black^" Reitmeier: Ein Dota 2-Profi wandert aus

Deutscher Spieler von "Vici Gaming" im Interview

Dominik "Black^" Reitmeier: Ein Dota 2-Profi wandert aus

Schnell an der Maus: Dominik Reitmeier mit seinem Team „Vici Gaming“ bei der ESL One New York.

Schnell an der Maus: Dominik Reitmeier mit seinem Team „Vici Gaming“ bei der ESL One New York. Helena Kristiansson

Die erste Berührung mit dem eSport hatte Reitmeier, als er zufällig das Finale eines StarCraft Broodwar Turniers im Live-Stream sah. Seitdem wollte er auch einmal bei so einem Event dabei sein. Kurz nachdem Warcraft III im Jahre 2002 veröffentlicht wird, macht ein Freund ihn auf die DotA-Mod aufmerksam. "Es ist das beste Spiel, das du jemals gespielt hast", verspricht er ihm.

Die Anfänge

Nachdem Reitmeier in den nächsten Jahren alle eSport-Titel von Counter-Strike bis StarCraft II ausprobiert hat, landet er am Ende wieder bei DotA und natürlich wenig später auch bei Dota 2. Eines seiner ersten professionellen Teams ist „Gamersleague“, bei dem er Ende 2011, kurz nach ihrem dritten Platz bei der ESWC 2011, anheuert. Nach der Auflösung, die wenige Monate später folgte, sucht er seine nächste Station und kommt schlussendlich beim deutschen Team „mousesports“ unter. Nach mehrfachem Wechsel des Namens und der Organisatoren trat das Team seit Ende 2012 wieder unter dem ursprünglichen Namen an. Mittlerweile hat es sich aber aufgelöst.

Auf nach China

Für Dominik war dieses Team aber insofern wichtig, dass er deutlich mehr internationale Bekanntheit erfuhr. Vor allem die beiden Weltmeisterschaften „The International 2012“ und 2013 etablierten den Namen „Black^“ endgültig in der gesamten Dota 2-Szene. Kurz nach der WM 2013, aus der „mousesports“ frühzeitig ausschied, verließ er das Team. Für ihn gab es nur ein Ziel: China.

"Ich dachte persönlich immer, dass die Spieler dort das größte individuelle Können von allen haben", erklärt Reitmeier im Gespräch mit kicker eSport. Ende 2013 startet also die Reise nach China. Seine Familie war allerdings immer dagegen, dass er den eSport als Job ausübt. "Ich kann ihre Sorgen verstehen, aber für mich ist es ein Traum, und wenn man die Chance hat, seinen Traum und seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, finde ich, ist es jedes Risiko wert. Meine Freunde haben sich sehr gefreut für mich und unterstützen mich sehr."

zum Thema

Seine erste Station war „LGD.int“, welches sich aber nach wenigen Monaten auflöste. Anfang 2014 wird das Team „CIS Game“ von einem privaten Investor gegründet und gesponsert. Ende März wird „Black^“ dann als späterer Team-Captain aufgenommen. Sie schafften es sogar in die Play-Off-Phase der nächsten Weltmeisterschaft „International 2014“, wurden aber bereits im ersten Match von „Team Liquid“ rausgeworfen. Ein weiterer Tiefschlag und Misserfolg für Reitmeier. Kurz danach wird Dominik erneut Opfer einer Team-Auflösung und ist erneut ohne Arbeitgeber. Während der Qualifikation und den ersten Partien bei der WM konnte „Black^“ aber, insbesondere durch seine enorme Leistung auf der „Carry“-Position, auf sich aufmerksam machen. Viele Profis und Experten sprachen bereits da von einer vielversprechenden Zukunft des jungen Deutschen.

Der Dota 2-Carry

Die verschiedenen Rollen in einem Dota 2-Team entsprechen unterschiedlichen Aufgaben in einem Match. Viele Helden haben eine ganz klare Aufgabe und sind daher für einige Rollen prädestiniert. Reitmeier spielt seit Anbeginn den „Carry“ – zu Deutsch „Träger“. Er braucht das meiste Gold und die meiste Erfahrung, um der entscheidende Faktor zu sein. Er ist dafür zuständig, die gegnerischen Helden aus dem Spiel zu nehmen. Vor allem in China gab es lange Zeit das 4-protect-1-Prinzip, bei dem das gesamte Team den „Carry“ beschützt hat. Tendenziell ist es also eine der elementarsten Positionen in einem Dota-Team.

"Ich habe schon jede Rolle in Dota gespielt. Im Moment tausche ich mit zwei meiner Teamkollegen ein wenig die Rollen. Ich habe mich nicht wirklich dazu entschieden, Carry zu spielen. Mein damaliges Team dachte, es sei das Beste – deswegen habe ich dann viel auf der Position geübt und die meiste Zeit auf dieser verbracht.“

Reitmeier im Interview mit Soe Gschwind-Penski von joinDOTA während des „International 2014“

Reitmeier im Interview mit Soe Gschwind-Penski von joinDOTA während des „International 2014“ joinDOTAplus YouTube

Vici Gaming-Ära

Im August 2014 wurden, mit Reitmeier und Daryl „iceiceice“ Koh Pei Xiang, die beiden ersten nicht-chinesischen Spieler im Team „Vici Gaming“ aufgenommen. Der General Manager Lu „HunTeR“ Wenjun erklärt im Interview mit kicker eSport, dass er bereits früh von den Qualitäten des Deutschen „Carrys“ überzeugt war: „Ich bewundere seine Einstellung zum Training und Wettbewerb. Ich würde ihn als fleißig, bescheiden und humorvoll beschreiben.“

Trotz des guten Einstiegs und dem großen Karrieresprung blieb immer noch eine Hürde: die Sprache. Zu dem Zeitpunkt, als Reitmeier bei „Vici“ anfing, war er bereits über ein Jahr in China und hatte diese Zeit genutzt, um sein Chinesisch aufzubessern. Bevor Lu Wenjun sich endgültig für die Verpflichtung von „Black^“ entschied, hielt er Rücksprache mit allen Verantwortlichen und Spielern: „Sie hatten Sorgen wegen der Kommunikation, aber „iceiceice“ hat ihn empfohlen“.

Obwohl die meisten internationalen Dota 2-Teams ausschließlich in Englisch kommunizieren, laufen die Absprachen bei „Vici Gaming“ weiterhin in Chinesisch ab. Dafür hat sich Reitmeier vor allem auf das Erlernen von Redewendungen und wichtigen Dota-Begriffen konzentriert. Dass die Kommunikation hervorragend funktioniert, zeigen die beiden ersten Plätze bei der i-league und der ESL One New York, mit denen das Team innerhalb weniger Wochen über 140.000 Dollar Preisgeld akquirierte . Wie wichtig der Deutsche für diese Erfolge war, weiß Wenjun ebenfalls zu schätzen und antwortet auf Nachfrage nur mit „unentbehrlich“.

„Eine rosige Zukunft“

Dominik „Black^“ Reitmeier ist endlich in China angekommen und lebt seinen Traum, auch wenn sein Alltag aktuell mit Fitness, Chinesisch lernen und bis zu acht Stunden Dota-Training alles andere als entspannt ist. Aber er weiß, dass er einer der Ersten in einem immer wachsenden Umfeld sein kann: „Wie schnell sich eSport entwickelt hat, finde ich sehr überwältigend. Viele neue Spieler, viele neue Titel, und wenn es weiter so anwächst, was ich hoffe, dann wird der eSport auf jeden Fall eine rosige Zukunft vor sich haben."

Robin Schulz