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Drexler: "Die Öffentlichkeitsarbeit wird immer wichtiger"

eSport-Profi im Interview

Drexler: "Die Öffentlichkeitsarbeit wird immer wichtiger"

Benjamin "TaZz" Drexler (Mitte) hat zusammen mit Malte Hedderich (li.) bPartGaming gegründet. Bei den EPS-Finals im ESL-Studio waren sie als Moderatoren tätig.

Benjamin "TaZz" Drexler (Mitte) hat zusammen mit Malte Hedderich (li.) bPartGaming gegründet. Bei den EPS-Finals im ESL-Studio waren sie als Moderatoren tätig. ESL

kicker eSport: Seit wann spielst du professionell FIFA?
Benjamin Drexler: Mein Revival hatte ich online mit FIFA 10. Vorher hatte ich FIFA auf dem PC und gegen die KI (künstliche Intelligenz) gespielt. Dann habe ich FIFA 10 angefangen, wo es ohne Probleme möglich war, mit der Konsole gegen jemand anderen online zu spielen. Da wurde ich relativ schnell gut, hatte aber national und international keine Vergleiche, wo ich eigentlich stehe. Ich war dann mal in der deutschen Online-Top-10-Rangliste – was aber nicht so aussagekräftig ist, weil es natürlich zig Leute gibt, die nicht online spielen. Am Ende habe ich dann mit FIFA 12 und FIFA 13 so langsam ein Niveau erreicht, wo man sich dann auch in den vorderen Plätzen zeigen konnte.
kicker eSport: Jetzt hast du zusammen mit Malte Hedderich den Clan bPartGaming aufgebaut. Wo wollt ihr mit eurem Clan hin, was ist das Ziel?
Drexler: Wir sind jetzt kein klassischer Clan, sondern im FIFA-Markt in sehr vielen Facetten vertreten. Sei es die Unterhaltungsschiene mit unseren YouTube-Videos oder die Erstellung von lehrreichen Videos, in denen wir zeigen, wie man sich in FIFA verbessern kann und auch über Texte. Dann sind wir aber auch durch unsere Erfahrung mit Clans und dadurch, dass wir selbst FIFA-Spieler sind, der Meinung, dass wir es sehr gut umgesetzt bekommen, die Spieler in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Es gibt viele Möglichkeiten, die sie gar nicht ausschöpfen können, weil ihnen die Unterstützung fehlt. Da wollen wir ansetzen. Die Spieler sollen sich besser vorbereiten können, aber auch generell bessere Umstände haben. Professionelle Strukturen – dass ist auch unser generelles Ziel, wir möchten eine Professionalisierung in dem ganzen Bereich vorantreiben.
kicker eSport: Kürzlich habt ihr euch mit neuen professionellen FIFA-Spielern verstärkt. Was erwartet ihr von diesen Verpflichtungen?
Drexler: Ich denke, wir haben mit Marvin "M4rv" Hintz und Mirza Jahic zwei sehr starke Spieler - mit die stärksten, die es momentan gibt. Beide konnten durch starke Leistungen auf sich aufmerksam machen und wir wollen nicht nur Leute, die stark am Gamepad sind, sondern auch in der Öffentlichkeitsarbeit jung und frisch auftreten.

Beim kicker eSport WM-Talk analysiert "TaZz" zusammen mit Gunnar die spannendsten Partien der Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

Beim kicker eSport WM-Talk analysiert "TaZz" zusammen mit Gunnar die spannendsten Partien der Weltmeisterschaft in Brasilien. kicker eSport

kicker eSport: Die Öffentlichkeitsarbeit scheint noch nicht überall ausgereift zu sein. Wie wichtig ist das für den eSport?
Drexler: Die Öffentlichkeitsarbeit wird immer wichtiger. Generell ist der eSport in der Entwicklung und wird immer professioneller. Zum Teil sieht man da aber auch, wie diese Entwicklung noch etwas hinterherhinkt. Wir machen selber auch in diesem Bereich unsere Erfahrungen und dann möchten wir die natürlich auch teilen. Wir machen jetzt nicht jeden zweiten Donnerstag Interview-Coaching oder Ähnliches. Aber bei Interviews sind wir natürlich auch daran interessiert, was dabei herausgekommen ist und wenn uns was auffällt, dann geben wir natürlich auch Feedback. Das sind Lernwerte für den Spieler, wenn man damit souveräner umgehen kann und sich besser präsentiert.
kicker eSport: Die Szene ist immer noch im Aufbau, gerade im Bezug auf FIFA oder PES im Vergleich zu Dota 2 oder League of Legends (LoL). Da stehen die Spieler im Vordergrund und werden wie Stars präsentiert. Bei FIFA fehlt dieser Glamour noch, obwohl Fußball an sich ein großes Thema ist. Woran liegt das?
Drexler: Das ist eine sehr interessante Frage, die ich mir auch immer wieder stelle. Es ist wirklich Wahnsinn, welche Zuschauerzahlen LoL-Events generieren können. Da bekomme ich Gänsehaut, wenn dieser Titel zeigt, was möglich ist und welches Potenzial in diesem Markt steckt. Natürlich denkt man, dass es auch für FIFA möglich sein sollte. Es ist ein Titel, bei dem man sofort weiß, was los ist, auch ohne einen Bezug zum eSport zu haben. Bei LoL oder Titeln in dieser Richtung muss man schon ein paar Stunden schauen, um überhaupt zu verstehen, was los ist. Dennoch bekommt man aber ein gewisses Feeling dafür, was gerade gefragt ist oder was das Team so gut macht. Warum das bei FIFA nicht so klappt, könnte davon abhängig sein, in welche Richtung FIFA entwickelt wird. Für die Entwickler ist es wichtig, dass die Fußball-Atmosphäre sehr gut ins Spiel übertragen wird und das ist nicht zwingend dienlich für den eSport. Wenn die Varianz erhört wird und Flanken z.B. selbst wenn sie von der gleichen Position geschlagen werden, nicht immer identisch kommen oder der Spieler nicht den gleichen Laufweg benutzt. Das Spiel wird dadurch ein wenig intransparent, weil man nicht immer nachvollziehen kann, warum bestimmte Dinge nicht funktionieren. Und für den Zuschauer ist es mitunter sehr schwer zu erahnen, was der Spieler gerade gut macht. Wenn ein offensiver Spieler gerade den Ball verloren hat, sieht er erstmal schlecht aus dabei, aber eigentlich lag das an der hervorragenden Defensivarbeit des Gegners.

Das zeichnet einen Profi aus, dass er nicht nur gut spielt, sondern die Leistungen in jeder Situation auch konstant abrufen kann.

Benjamin Drexler

kicker eSport: Veranstaltungen wie das Finale der Virtuellen Bundesliga oder der Deutschen PES Meisterschaft werden an durchaus repräsentativen Orten abgehalten. Allerdings wirkt es manchmal so, als seien gar keine Zuschauer erwünscht, da diese Events oftmals abgeschottet von der Öffentlichkeit stattfinden. Muss man die Publikumsbindung nicht eher fördern?
Drexler: Man muss natürlich schauen, wie kostspielig es ist, ein Event für Zuschauer zugänglich zu machen, aber bei den EPS-Finals ist es ja durchaus möglich. Bei der diesjährigen Spring Season sind im Vergleich zur Winter-Season auch mehr Zuschauer da gewesen. Generell sind die Möglichkeiten da, aber ich glaube, die wenigsten Leute wissen, dass man bei diesen Events zuschauen kann. Bei LoL entstehen Stars, und Fangruppen entwickeln sich, genau das sind ja auch die Leute, die am Ende vor Ort sind. Wir versuchen mit unseren YouTube-Videos schon in diese Richtung zu gehen, um so eine Fanbase aufzubauen. Problem ist natürlich, nicht jeder der guten FIFA-Spieler hat einen eigenen YouTube-Kanal mit Tausenden von Abonnenten und kann sich eine eigene Fanbase aufbauen.
kicker eSport: Wann ist man ein Profispieler?
Drexler: Ich glaube, es gibt sehr viele Leute, die in der Lage sind, hervorragend FIFA zu spielen, aber diese Leistung nur in einem von zehn Spielen abrufen können. Ein Profi, und ich denke da zum Beispiel an Jan (Zimmermann), der mit so einer überzeugenden Art und Weise die EPS-Finals in der Spring Season wieder gewonnen hat. Den kannst du vermutlich um drei Uhr nachts wecken und er kann trotzdem hervorragend FIFA spielen. Ein weiteres Beispiel, nur noch eine Ebene höher, ist Bruce Grannec, der jetzt schon über Jahre hinweg die FIFA-Szene mit hervorragenden Leistungen dominiert. Und das zeichnet einen Profi aus, dass er nicht nur gut spielt, sondern die Leistungen in jeder Situation auch konstant abrufen kann. Dann ist man in der Lage, als Profi immer vorne mitzuspielen.

Nicole Lange