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PES 2018 im Test: Alte Schwächen und neue Stärken

Konami legt gegenüber EA Sports vor

PES 2018 im Test: Alte Schwächen und neue Stärken

PES 2018 ist ab dem heutigen Montag verfügbar: Lest jetzt unseren Test!

PES 2018 ist ab dem heutigen Montag verfügbar: Lest jetzt unseren Test! Konami

Um eines vorwegzunehmen: Nein, Pro Evolution Soccer 2018 hat auch in diesem Jahr keine Bundesliga-Lizenzen. Die Auftritte deutscher Mannschaften beschränken sich, wie in den vergangenen Jahren, auf drei Bundesligateams - RB Leipzig, FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Ergänzend sei noch erwähnt, dass auch die deutsche Nationalmannschaft wieder am Start ist. Alle anderen Bundesligavereine wird man sich selber via Editor importieren müssen. Eine Praxis, die den alt eingesessen Fans vertraut ist. Ist man erstmal über dieses leidige Thema hinweg und kann es verschmerzen, eröffnet einem PES 2018 eine Fülle an Möglichkeiten.

Große, schöne Fußballwelt

In der "Welt des Fußballs" habt Ihr die Wahl, eine Karriere in der Meister-Liga zu starten. Hier habt Ihr die Möglichkeit, Euch als Trainer oder Spieler eine Karriere aufzubauen. Beide Modi haben ihren Reiz und sind stimmig aufgebaut. Kommt Ihr zu einem Verein, stellt man Euch in einer kleinen PK-Zwischensequenz vor, bevor es in den harten Alltag geht. Als Trainer mischen sich Eure Aufgaben: Spielermanagement, Verhandlungen und Training liegen in Eurer Hand. Ebenso wie das Spiel selbst, das Ihr entweder simulieren oder selber spielen könnt.

Eure Spieler sind aber sehr sensibel, trainiert Ihr sie falsch oder passen die Spielertypen auf dem Feld nicht zusammen, macht sich das in der Form des Spielers bemerkbar. Hier erinnert PES 2018 in den Grundzügen fast schon an einen Manager, zwar nur oberflächlich, aber durchaus unterhaltsam. In der Spielerkarriere zählen dagegen natürlich Eure Leistungen mehr. Das ist besonders bei starken Klubs schwer, denn hier landet ihr meistens erst auf der Bank. Von daher lohnt es sich manchmal, bei einem schwächeren Klub zu spielen, um die Werte Eures Spielers aufzubauen.

Im Karriere-Bildschirm flattern in der Saison immer wieder kleine Meldungen zum aktuellen Teamstatus ein. Sind Spieler zufrieden, bemängeln sie etwas, will einer wechseln oder hat einer eine Message ans gegnerische Team? Alles zeigt sich hier. Das kling eigentlich ganz gut, aber schon nach vier Spieltagen liest man viele Meldungen häufiger nur mit anderen Namen, sodass die eigentlich schöne Idee fast schon etwas lieblos wirkt.

In der Karriere ist die Benutzerüberfläche übersichtlich und einfach zu bedienen.

In der Karriere ist die Benutzerüberfläche übersichtlich und einfach zu bedienen. kicker eSport/Konami

Ein weiterer Modus in "Welt des Fußballs" ist myClub. Diesen Modus will Konami in dieser Saison noch weiter fördern, denn wie die Konkurrenz zeigt, lässt sich mit dem Konzept Geld verdienen und eSport-tauglich ist es auch. In myClub baut Ihr Euren Kader mithilfe von Scouts auf, die Ihr kaufen müsst. Entweder mit erspielten Münzen oder durch die Investition von Geld. Je besser der Scout umso besser die Spieler, doch nicht alle Teammitglieder passen zusammen. Hier muss man ebenso auf den Teamgeist achten und die Spieler dementsprechend ausbilden und zusammenstellen. Zum Zeitpunkt des Tests war der Modus noch nicht aktiv, weshalb wir einen Bericht zu myClub noch nachreichen.

Raus aus den 90ern

All die Jahre zuvor musste Konami immer mal wieder Kritik aufgrund der Benutzeroberfläche in PES hinnehmen. Jetzt muss man mal ein Lob an dieser Stelle an die Menüführung geben. Die Übersicht in der Karriere, aber auch generell im Spiel, ist benutzerfreundlich und übersichtlich. Ansprechend ist auch das Design, das sich immer mehr vom altbackenen 90er-Jahre-Look lösen kann. Dennoch kommt man bei Konami anscheinend nicht an den obligatorischen Ladescreens vorbei. Das Spiel informiert einen immer noch sehr gerne, ob Daten geladen, gespeichert oder anderweitig verarbeitet werden. Respekt an die Entwickler, die das immer noch so stringent durchziehen.

In den wichtigen Punkten ist die Benutzerfreundlichkeit jedoch gegeben. Das fängt bei den Menüs an und hört bei den Strategien auf. Erneut ist PES der klare Testsieger in strategischen Einstellungen. Für Neulinge dürften die Finessen in der Taktik ein Buch mit sieben Siegeln sein, da man augenscheinlich nicht erkennt, was sich im Spiel ändert. Hier ist ausprobieren angesagt. Kenner können sich hier wieder jeder taktischer Feinheit hingeben, egal ob Angriff, Standards oder Defensive.

Erneut umfangreich und für Einsteiger manchmal etwas überfordernd - die taktischen Einstellungen.

Erneut umfangreich und für Einsteiger manchmal etwas überfordernd - die taktischen Einstellungen. kicker eSport/Konami

Umfassend sind auch die Formationsmöglichkeiten mit ihren dynamischen Positionsangaben. Jeder Spieler kann variabel auf dem Feld verschoben werden. Natürlich geht es auf Kosten der Gesamtstärke, wenn ein Linksverteidiger auf einmal im Sturm agieren soll, aber möglich wäre es. Im eSport sind diese radikalen Aufstellungen des Öfteren zu sehen und auch in PES 2018 wird man dies wieder nach Lust und Laune auskosten können.

Eine kleine Randnotiz noch: In den Aufstellungen sieht man jetzt sogar bei einigen Teams die echten Spielerbilder. Jetzt kann man noch besser sehen, wen man auf dem Taktikfeld herumschiebt. Etwas fummelig sind dagegen die Kommandos auf dem Spielfeld. Diese werden nach wie vor über das Steuerkreuz angewiesen und das wird vor allem bei Ecken manchmal kompliziert. Denn hier weißt PES 2018 viele Varianten auf und die in der Schnelle anzuweisen, ist manchmal nicht so einfach in der Handhabung.

Starke Leistung auf dem Platz

Doch das drum herum ist nur ein Teil des Spiels. Wichtig ist auf dem Platz und hier liefert PES 2018 eine glanzvolle Rolle ab. Insgesamt kann der neue Teil wieder mit einer grandiosen Optik begeistern und das ist nicht nur bei exklusiven Kooperationspartnern wie Barcelona oder Dortmund der Fall. Die Stadionatmosphäre, die Spielerbewegungen und Animationen sowie der Sound samt Fan-Animationen sind fast wie aus einem echten Fußballspiel. Einzig die teils fehlende TV-Verpackung, was erneut auf die Lizenzen zurückzuführen ist, schmälert den Eindruck einer echten TV-Übertragung.

PES 2018 kann mit starken Wettbewerben punkten. Die Champions League liegt exklusiv bei Konami.

PES 2018 kann mit starken Wettbewerben punkten. Die Champions League liegt exklusiv bei Konami. kicker eSport/Konami

Auch im Hinblick auf die Kameraführung hat Konami dazugelernt. Die Kamerabilder wirken realistisch eingefangen, auch wenn manche Kamerafahrt immer noch von Geisterhand gezogen scheint. Aber das ist nicht kriegsentscheidend. Auf dem Platz agieren die Spieler wie man es sich vorstellt. Zweikämpfe erzeugen Strauchler, Luftkämpfe entscheiden sich, abhängig von den Spielerattributen, mal härter und mal glimpflicher und missratene Toraktionen werden mit der passenden Reaktion der Spieler begleitet.

Hier und da möchte man zwar, dass der Stürmer weiterläuft und sich nicht erst ausgiebig beschwert, ohne dem Ball zu folgen, aber das ist nun mal dem Realismus geschuldet. Abstriche muss man an manchen Stellen bei der Mimik der Spieler machen. Gefühlsausbrüche und Freude hat Konami immer noch nicht so ganz drauf, aber es hat sich gebessert.

Eine weitere spürbare Überarbeitung merkt man bei der Ballbehauptung. Auch hier ist es abhängig vom Spieler, ob und wie gut er den Ball abschirmen kann. Aber ein Edin Dzeko stellt seinen ganzen Körper automatisch zwischen seinem Gegenspieler und den Ball und das macht die Ballbehauptung deutlich variantenreicher und realistischer. Aber es ist PES und hier sind es eben noch viele weitere Aspekte, die man für eine saubere Kontrolle benötigt. Für Anfänger bedeutet dies üben, üben und nochmals üben. Wer einmal in die Anleitung mit den vielen Tricks schaut, weiß erst dann manchmal, wie viel es bei der Ballverarbeitung zu beachten gibt.

Bemerkenswert und für manch FIFA-Spieler zu beneiden sind in PES 2018 vor allem die langen Bälle. Für Spielfreude und Kreativität sind Flanken, Heber und lange Bälle einfach notwendig - das schafft PES 2018 einmalig gut. Man kann sich auch mal trauen eine kurze Flanke ins Mittelfeld zu schlagen und sie kommt genauso an wie man es sich vorstellt. Natürlich ist die Ausführung auch in diesem Fall von den Spielerattributen abhängig, aber alleine die Möglichkeit zu haben und zu wissen, diese Spielzüge können erfolgreich sein, ist ein enormer Pluspunkt und zeigt wie facettenreich der Spielaufbau in PES 2018 sein kann, wenn man es will.

Abwehr-Mängel und überragende Keeper

Als ausbaufähig muss man dagegen die Abwehr beschreiben. Vor allem wenn der Gegner länge Bälle über die Abwehr hebt stehen die eigenen Mitspieler manchmal wie angewurzelt fest. Selten laufen sie mal mit oder agieren eigenständig mit ihren Gegenspielern, wenn man sie mal braucht. Hier müsste nachgebessert werden, damit die Laufwege besser von der K.I. geplant werden. Allerdings kommen in den meisten Fällen die Keeper dann zur Rettung.

Zum Thema:

Was den Abwehrspielern manchmal an Skill fehlt, scheint bei den Keepern etwas zu viel. Was die Torhüter auf der eigenen und der gegnerischen Seite alles halten, ist teilweise schwer nachzuvollziehen. Vor allem da man kaum qualitative Unterschiede in den Reflexen sieht. So sehr wir uns manchmal auch gefreut haben, wenn eine Hundertprozentige gehalten wurde, manchmal wirkte es unrealistisch.

Mangelhaft sind nach wie vor die Kommentatoren. Marco Hagemann und Hansi Küpper wirken im Spiel wie ein schlecht abgestimmtes Duo. Nicht nur, dass die Soundfiles sich im Eifer des Gefechts manchmal überlappen, sie doppeln sich des Öftern auch im Spiel. So hört man binnen weniger Minuten hintereinander den gleichen Satz und das ist für eine gelungene Präsentation einfach schwach. Schon im letzten Jahr musste Konami die Kommentatoren-Einspieler angleichen. In diesem Jahr wird es vermutlich auch wieder nötig sein.

kicker eSport Fazit:

Das Spiel PES 2018 bietet unheimlich viel und kann mit spielerischer Qualität überzeugen. Die offiziellen Wettbewerbe wie die Champions League, die UEFA Europa League und die die AFC Champions League werten vor allem die Karriere enorm auf. Die fehlenden Liga-Lizenzen versucht Konami mit exklusiven Mannschafts-Deals aufzufangen, was teilweise auch gelingt, aber auch für manche Spieler ein Ausschlusskriterium ist. Dennoch, die Qualität spricht für sich.

Grafisch und spielerisch ist PES 2018 ein Spiel, dem sich kein Fußballfan entziehen sollte. Inwieweit Konami den eSport mit der PES League weiter fördert, die auch als Modus fest im Spiel integriert ist, werden wir in unserem Folgetest aufklären, dann kommen alle Online-Modi und myClub dran. Am 12. September erscheint PES 2018 für Xbox One, PlayStation 4, PS3, Xbox 360 und PC.

Nicole Lange

PES 2017 vs. PES 2018 - Der große Grafikvergleich