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Pünktlich zum Release: PES 2017 im Test!

Taktische Tiefe und schlimme Kommentare

Pünktlich zum Release: PES 2017 im Test!

PES 2017: Größer, besser, hübscher? Die Fußballsimulation im Test.

PES 2017: Größer, besser, hübscher? Die Fußballsimulation im Test. kicker eSport

Lizenzprobleme streuen auch in diesem Jahr Sand in den Spielbetrieb der PES-Reihe. "Daran können wir auch erst mal nichts ändern", muss PES European Producer Adam Bhatti zugeben, denn die Rechte hat EA für einige Jahre im Sack. So spielt das Team von Real Madrid unter dem Fake-Namen "MD White" und Manchester United heißt "Man Red". Spielernamen und Aussehen sind jedoch den Originalen nachempfunden. Mit einem neuen Kader-Update zum Release werden heute aber zumindest die neuesten Transfers in die bestehenden Teams eingebunden. Die Datei solltet Ihr also vor Spielstart auf jeden Fall erst herunterladen. Dank des umfangreichen Editors wird man neben den Teams auch Stadionnamen, Rasenarten, Spielfeldfarbe, Sitzfarben und Tornetzmuster editieren können.

Was wir umsetzen können, wollen wir auch besser machen.

PES Senior Producer Manorito Hosoda
Die Menüs bleiben auch in PES 2017 unspektakulär.

Die Menüs bleiben auch in PES 2017 unspektakulär. kicker eSport

PES 2017 macht in einigen Bereichen einen großen Schritt nach vorne. Gleich am Anfang wird man allerdings von einer optisch unspektakulären Menüseite abgeholt. Auch in PES 2017 hat es Konami irgendwie nicht hinbekommen, ansprechende Benutzeroberflächen zu kreieren. Es ist und bleibt einfach altbacken, und man kann mit der Zeit mehr von der Menüführung erwarten. Der Rest ist aber erste Liga. Grafisch ist das Spiel noch einmal einige Prozentpunkte besser geworden, die Spieler sind großartig umgesetzt. Auch die teils maskenartige Mimik sieht wesentlich besser aus als noch im Vorgänger. Einige Ausreißer gibt es zwar noch immer, aber der tote Blick mancher Spieler sieht nicht mehr ganz so Furcht einflößend aus. Auf dem Rasen trägt sich der gute grafische Eindruck weiter. Mit großartigen Animationen und Emotionen auf dem Spielfeld zeigt PES 2017 eine enorme Qualität, die obendrein auch sehr realistisch aussieht. Auch der Einmarsch in die Stadien zieht mächtig rein. Die Stimmung macht einiges her - egal ob Champions League oder normaler Liga-Spielbetrieb. Ein Schwachpunkt sind jedoch die Highlight-Wiederholungen im Spiel. Die versprühen nur bedingt den Glanz einer Fußballübertragung und wirken oft unscharf.

Ein Mekka für Taktikfüchse

Die Aufstellungsoptionen haben sich in PES 2017 auch verändert. Mehr Varianz für Angriff und Verteidigung.

Die Aufstellungsoptionen haben sich in PES 2017 auch verändert. Mehr Varianz für Angriff und Verteidigung. kicker eSport

Stillstand wäre für PES der Untergang, denn in jedem Jahr muss sich die Fußballsimulation mit der Konkurrenz von EA messen. Da ist es vor allem wichtig, dass die spielerischen Inhalte stimmen und diese haben sich deutlich weiterentwickelt. In der Karriere können die Spieler nun eigene Teamrollen entwickeln. Je nachdem, wie sie sich auf dem virtuellen Rasen schlagen, entwickeln die Spieler eigene Rollen innerhalb der Mannschaft. Dies wirkt sich dann gleichzeitig auf das gesamte Team aus, was sich beispielsweise in der Entwicklung der einzelnen Spieler niederschlägt. Für Transfers hat sich Konami ebenfalls etwas ausgedacht. Diese werden nun umfangreicher aufgeführt. So lassen sich beispielsweise die Leihperioden und Gehaltsverhandlungen umfangreicher definieren. Allerdings kann man auch hier das Menüdesign als überaus spartanisch bezeichnen. Trotz des Design-Makels bleibt PES auch in diesem Jahr ein Mekka für Taktikfüchse. Mit den neuen erweiterten Anweisungen bringt man die Taktiken jetzt auch via Steuerkreuz auf den Platz. Es können dabei sowohl offensive als auch defensive Taktiken eingestellt werden. Sollen die Außenverteidiger beispielsweise nach vorne vorstoßen oder die Mittelfeldspieler sich nach hinten fallen lassen, dann wird dies mit den erweiterten Einstellungen machbar. Die Umsetzung auf dem Feld ist problemlos und sofort spürbar. Allerdings braucht man einiges an Übung, um die vielen Taktiken und Auswirkungen richtig für das eigene Spiel nutzen zu können. Stimmung, Grafik und die taktische Vielfalt verleihen dem Spiel eine glatte Eins.

Feuer frei! Messi steht zum Freistoß bereit.

Feuer frei! Messi steht zum Freistoß bereit. kicker eSport

Bezüglich der Steuerung macht PES 2017 aber einen Rückschritt. In unserer letzten Anspielfassung machten wir noch eine enorme Verbesserung aus. Das Feedback bei Pässen und Schüssen war wesentlich besser. Der Spieler wusste ganz genau, wie stark man einen Pass aufladen musste. In der finalen Fassung ist das komplett hinfällig geworden. Leichte Antipper fliegen über das halbe Spielfeld und die Ballphysik ist auch nicht immer ganz nachvollziehbar. Dies liegt zum Teil an den Spielhilfen, welche sich bis zu einem gewissen Grad anpassen lassen, aber dennoch wirkt es nicht sehr intuitiv. Dabei geht es nicht um Fehlpässe oder verstolperte Bälle. Diese kleinen Fehler, basierend auf dem Können der Spieler, machen PES zu einem unberechenbaren, aber dennoch sehr unterhaltsamen und vor allem realistischen Spiel. Timing und Konzentration sind angebracht, denn Fehler werden in PES 2017 nicht so einfach verziehen, da dann der Ball oftmals weg ist.

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Hervorragend umgesetzt sind dagegen die hohen Bälle. Seitenwechsel und Flanken in den Strafraum sind äußerst akkurat und überaus präzise. Problematischer wird es dagegen vor dem Tor. Schüsse werden in PES 2017 oftmals zu Geschossen und selbst der schwächste Abschluss hinterlässt den Eindruck eines Raketeneinschlags. Auch die Mitspielerintelligenz ließ des Öfteren zu wünschen übrig und man fragt sich: Muss man wirklich alles selber machen? Die eigenen Leute laufen in der Abwehr manchmal völlig wirr umher – und das gilt auch für den Gegner. Gibt man dagegen präzise Anweisungen, läuft der Laden, aber man könnte auch etwas mehr Eigeninitiative erwarten. Großartig sind dagegen die Keeper. Die KI der Torhüter zeigt sich absolut realistisch und den Umständen angemessen. Natürlich kommt es auch hier auf die Fähigkeiten der Keeper an, aber PES 2017 präsentiert eine Torhüterintelligenz, die ihres Gleichen sucht.

Umfangreiche Modi, schwache Kommentare

Der Umfang von PES 2017 kann sich wirklich sehen lassen. Mal wieder stehen dem Spieler eine Anzahl an Spielmöglichkeiten zur Verfügung. Neben den offiziellen Wettbewerben wie der UEFA Champions League oder der AFC Champions League gibt es noch zwölf weitere Modi inklusive der Trainingsarena. In unserer Testversion waren der myClub-Modus und die Online-Spiele noch nicht möglich, diese werden wir noch einmal separat beleuchten. Insofern stimmt der Umfang auf jeden Fall. Was durch die Bank weg einfach nur schlecht ist, sind die Kommentare. Obwohl mit Hansi Küpper und Marco Hagemann zwei erfahrene Kommentatoren für die PES-Reihe zur Verfügung stehen, hat Konami es nicht geschafft, diese Qualität sinnvoll ins Spiel einzubinden. Die Sprüche sind oftmals zusammengeschnittene Sätze, die teilweise falsch, doppelt oder zu spät eingespielt werden. Hinzu denkt man die ganze Zeit, so würde keiner von beiden ein Spiel kommentieren. Gleichzeitig hört man sehr häufig Tonfehler in den Aufnahmen, was die Stimmung im Spiel sehr stark runterzieht.

Macht es PES 2017 also besser als sein Vorgänger? Nur zum Teil. Dank der neuen taktischen Möglichkeiten bietet das Spiel noch mehr Varianz und spielerische Feinheiten. Die Steuerung wirkt hingegen in manchen Punkten unberechenbar und die Ballphysik ist nicht immer nachvollziehbar. Zusammengefasst ist Pro Evolution Soccer eine umfangreiche Fußballsimulation, die zwar nicht alles perfekt umsetzt, aber taktikaffinen Fußballfans eine breit angelegte Spielwiese liefert.

PES 2017 Infos im Überblick:
Publisher: Konami
Entwickler: Konami
Release: 15. September
Plattformen: PlayStation 4, PS3, Xbox One, Xbox 360, PC
Spieleranzahl Multiplayer Online: 2-22
Spieleranzahl Multiplayer Offline: 1-4 (PS4); 1-7 (PS3); 1-8 (Xbox One); 1-4 (Xbox 360); 1-4 (PC)

Nicole Lange