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NBA 2K16: Wenn die Story zur Bürde wird

Die Basketballsimulation im Test

NBA 2K16: Wenn die Story zur Bürde wird

Tolle Grafik: Die deutsche Basketball-Hoffnung Dennis Schröder ist gut getroffen.

Tolle Grafik: Die deutsche Basketball-Hoffnung Dennis Schröder ist gut getroffen. 2K

Spike Lee ist das Aushängeschild für NBA 2K16. Als bekannt wurde, dass der Regisseur so namenhafter Filme wie "Malcom X" oder "Inside Man" im "MeineKARRIERE"-Modus die Regie, das Drehbuch und die Co-Produktion übernehmen wird, waren die Erwartungen hoch. Am Ende muss man jedoch fragen, warum? Schon in NBA 2K15 konnte 2K mit einem gut inszenierten Storymodus aufwarten. Das Storytelling war also kein Problem. Vielleicht wollte man der Geschichte neuen Wind einhauchen. Das funktioniert aber nur zum Teil, denn im Grunde plätschert die Story eher nebenher.

Ihr übernehmt in NBA 2K16 einen selbst erstellten Spieler, der auf den Spitznamen Freq hört und sich von der High School bis in die NBA spielen will. Natürlich ist er das große Talent, welches die Szene rocken soll und von allen Seiten fast schon, wie der nächste Michael Jordan verehrt wird. Doch der Weg ist lang und so müsst Ihr Euch von Spiel zu Spiel die Lorbeeren erst verdienen, um den heißbegehrten NBA-Kontrakt abschließen zu können. Dabei spielt Ihr erst einige kurze Partien auf der High School und dann auf dem College. Natürlich immer begleitet von Eurer Familie, die in NBA 2K16 einen großen Teil einnimmt und die Bindung zum Storymodus darstellt. Die Diskussionen ob und wie Freq in die NBA geht, sind anfangs Kernstück der toll inszenierten Dialoge und im insgesamt betrachtet ist das auch ganz nett, aber so richtig packend wird die Hintergrundgeschichte von Freq kaum.

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Schade ist dabei auch, dass man bei wirklich wichtigen Entscheidungen teilweise außen vor gelassen wird. So könnt Ihr beispielsweise entscheiden, auf welches College Freq gehen soll, aber nicht, wann er in die NBA wechselt. So steht ihr einer großen Diskussion mit dem Manager, der Freundin und Familie gegenüber, die alle über das Pro und Kontra eines verfrühten NBA-Auftritts diskutieren, aber wenn es dann darum geht, eine Wahl zu treffen, übernimmt das Spiel die Entscheidung. So verschlägt es unseren Spieler nach einem kurzen Auftritt in der College-Mannschaft von Georgetown, zu den Portland Trail Blazers. Eine tolle Sache, aber irgendwie wird diese Phase dann doch etwas zu rasch erzählt. Lobend muss hierbei jedoch erwähnt werden, dass 2K, neben der NBA-Lizenz, zehn offizielle College Teams im Spiel hat.

Besser geht es kaum

Spike Lee (re.) probt mit den Schauspielern die nächste Szenen für den NBA 2K16 Storymodus.

Spike Lee (re.) probt mit den Schauspielern die nächste Szenen für den NBA 2K16 Storymodus. 2K

Großartig inszeniert bleibt NBA 2K16 nach wie vor. Jedes Mal wenn Ihr auf den Court den Ball führt, bekommt Ihr eine großartige Atmosphäre mitgeliefert. Die Fans in der Arena peitschen Euch durch das Spiel und durch die gelungene Präsentation, habt Ihr jedes Mal das Gefühl, einer TV-Übertragung beizuwohnen. Dies wird in den NBA-Abschnitten durch Einspieler mit Expertenmeinungen von Shaquille O'Neal als Experten noch unterstützt. Wenn der ehemalige NBA-Superstar mit seinen TV-Kollegen die Leistung Eures Teams analysiert, hat das schon was. Untermalt wird alles zusätzlich von einem abwechslungsreichen Soundtrack. Besser kann man es kaum machen und genau diese Detailverliebtheit bei der Präsentation macht die NBA 2K-Reihe seit Jahren schon so einzigartig.

Euer Team pusht sich auf, macht sich warm und blödelt rum. In der NBA gibt es sogar kleine Einspieler mit Team und Coach, der die Mannschaft auf das kommende Spiel einpeitscht. Bezüglich der Grafik muss man den Entwicklern ebenfalls ein Kompliment machen. Die Bewegungsabläufe der Spieler sind richtig gut getroffen, und wenn die Korbjäger um den Ball am Boden kämpfen, zum Dribbling ansetzten oder in der Luft zum Rebound gehen und die Schweißtropfen auf der Stirn perlen, hat man das Gefühl, dass hier gerade zwei Muskelpakete hochsteigen. Hinzu kommen noch die Mimik und die generellen Animationen, die auf dem Feld ein echtes Feuerwerk an spektakulären Feinheiten abbrennen.

Details fallen nur beim genauen Hinsehen auf, was nicht immer einfach ist, da auf dem Spielfeld sehr viel passiert. Aber egal ob auf der Bank, im Publikum oder bei den Spielern auf dem Feld: Überall gibt es etwas zu sehen. Das Gameplay an sich schneit mit dem neuen Teil etwas langsamer zu sein, was einem besonders beim Umschaltspiel auffällt. Negativ fällt bei der ganzen hoch polierten Schönheit eigentlich kaum etwas ins Auge. Selbst die Mitspieler und Gegner sind, bis auf vereinzelte Ausnahmen, immer auf der Höhe des Geschehens und denken mit, was einem besonders bei schweren Kontrahenten Kopfzerbrechen macht, denn die nutzen jeden Fehler aus, sogar bei einem niedrigen Schwierigkeitsgrad.

Für Anfänger ein unnötiger Dornenweg

Splash Brother: Grafisch erste Sahne: Stephen Curry von den Golden State Warriors.

Splash Brother: Grafisch erste Sahne: Stephen Curry von den Golden State Warriors. 2K

Für Neueinsteiger liefert NBA 2K16 allerdings wenig Unterstützung. Ein Tutorial, welches Spielzüge, Begriffe oder simple Steuerelemente erklärt, gibt es nicht. Sogar Spieler die sich mit Basketball auskennen, aber nicht wissen, wie manche Dribblings funktionieren, werden im Regen stehen gelassen. Für uns unverständlich, denn obwohl die Grundsteuerung recht intuitiv ist, sind es besonders Spielzüge und Feinheiten, die man beigebracht bekommen muss. So läuft man Gefahr, gewisse Dinge nie umsetzten zu können und das schafft unnötig Frust.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der bekommt mit NBA 2K16 die beste Basketballsimulation, die es derzeit auf dem Markt gibt. Mit einer tollen Grafik, einer grandiosen Präsentation und einem guten Gameplay stellt 2K wieder einmal die Referenz in diesem Genre. Wer nicht selber auf dem Court stehen will, kann sogar sein eigenes Team managen und wer mit europäischen Teams mehr anfangen kann, dem liefert NBA 2K16 die komplette Liste der Euroleague-Teams. 2Ks Basketballsimulation liefert somit eine Spieltiefe, die man beim Storymodus leider nicht findet, aber das lässt sich, dank der aufgezählten positiven Punkte, verschmerzen.

Nicole Lange