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Glücksspiel Lootbox - Landesmedienanstalten ermitteln

Steht ein Verbot im Raum?

Glücksspiel Lootbox - Landesmedienanstalten ermitteln

Verstoßen Lootboxen gegen deutsches Jugendschutzrecht? Die Landesmedienanstalten ermitteln.

Verstoßen Lootboxen gegen deutsches Jugendschutzrecht? Die Landesmedienanstalten ermitteln. kicker eSport

Glückskisten in Spielen stehen seit einiger Zeit in der Kritik. Lootboxen geben zufällige Belohnungen in Games, in der Regel zur kosmetischen Verschönerung von Charakteren oder Waffen. In Spielen wie FIFA sind die Inhalte aber durchaus spielrelevant und regen zum Kauf mit Echtgeld an. Da viele Kinder und Jugendliche diese Titel spielen, ermittelt nun die Jugendschutzkommission der Landesmedienanstalten. Das meldete zuerst die Welt am Sonntag (WamS).

Games erinnern an Glückspielmärkte

In einer Studie der Universität Hamburg prüfte der Glücksspielforscher Ingo Fiedler die Geschäftsmodelle und Umsätze weitverbreiteter Computerspiele und verglich sie mit dem Gambling-Markt. Das berichtet die Games Wirtschaft. Der Forscher kam zu dem Ergebnis, dass Spiele vermehrt Glücksspielelemente enthalten. So stamme der größte Umsatz von einigen wenigen Spielern, ein Merkmal von Glücksspielmärkten.

Die Jugendschutzkommission schaltete sich nun laut WamS ein, da sie davon ausgeht, dass Kinder und Jugendliche im besonderen Maße betroffen seien: "Ich halte es für denkbar, dass Lootboxen gegen das Verbot von Kaufappellen an Kinder und Jugendliche verstoßen könnten", sagte Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Kommission, gegenüber der Zeitung. Bestätige sich dieser Verdacht, droht den Spieleherstellern ein Bußgeld und künftig sogar ein Verbot von Spielen, die Lootboxen enthalten.

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Entwickler verdienen Milliarden

Blizzard hatte für seinen Hero-Shooter Overwatch vor zwei Wochen gerade erst 100 neue Items angekündigt, die Spieler aus den Kisten ziehen können. Kostenpunkt einer solchen Kiste: ein Euro. Zwar sind die Zusatzinhalte für das eigentliche Spiel bei Blizzard nicht relevant und können auch mit Levelaufstiegen freigespielt werden, laut der Studie der Uni Hamburg ist "Pay2Win" allerdings ein einträgliches Geschäftsmodell. Acht Milliarden Euro sollen die Entwickler 2016 damit eingenommen haben, für 2017 rechnen die Forscher mit einem Anstieg auf zehn Milliarden Euro Umsatz.

Dass die Landesmedienanstalten in dieser Sache ermitteln scheint nötig, denn die USK, für Alterseinstufungen von Games zuständig, vergleicht Lootboxen mit Überraschungseiern, aus denen man immer einen zufälligen Gegenstand bekomme. Das sei kein Glücksspiel, kicker eSport berichtete. Diplom-Jurist Michael Scheyhing sieht das im kicker eSport-Interview allerdings anders: Er regt gegen die Glücksspielwucherei eine freiwillige Selbstverpflichtung der Entwickler an. Das Interview findet Ihr hier.

Ob die Entwickler einem Verbot der Landesmedienanstalten entgegenwirken können scheint fraglich, denn zu groß ist der Umsatz, den sie mit Lootboxen erzielen. Die Jugendschützer sind am Zug, eine Entscheidung ist Mitte März zu erwarten.

Holm Kräusche