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eSport und Vereine - Die Risiken und Chancen

Eine Liebe auf Zeit?

eSport und Vereine - Die Risiken und Chancen

Immer mehr Vereine wollen in den eSport. Aber die Chancen und Risiken sind manchmal schwer zu erkennen.

Immer mehr Vereine wollen in den eSport. Aber die Chancen und Risiken sind manchmal schwer zu erkennen. kicker eSport

Die Entwicklung des eSports im Fußballbereich ist derzeit interessant zu beobachten, vor allem da es so unterschiedliche Ansätze gibt. Während die einen eher vorsichtig beobachten und analysieren, fahren die anderen das volle Programm und wieder andere wollen mit dem "eSport-Trend" nichts zu tun haben. International stellen sich viele Vereine, und dazu gehören nicht nur Fußballklubs, dem Thema und suchen ihren Weg. Auf den deutschen Markt bezogen sind diese Ansätze auch zu sehen. Hertha BSC war seiner Zeit damals weit voraus und stieg 2006 schon in den Fußball-eSport ein. Man spielte in der World League eSport Bundesliga und es waren die ersten Anfänge, die den Weg für die heutige Entwicklung gelegt haben. Doch der Fußball-eSport erlebte nicht den prognostizierten Boom, was auch an den technischen Limitierungen der Spiele damals lag.

Mittlerweile setzen die Entwickler der Simulationen FIFA und Pro Evolution Soccer auf stärkeren Support für die kompetitive Szene. Auch, wenn noch nicht alles auf dem Niveau anderer eSport-Titel wie Dota 2 oder League of Legends (LoL) ist, sieht man die Möglichkeiten, die eine Expansion in die richtige Bundesliga mit sich bringen würde. Der Weg kann dabei nur über die Vereine gehen und die sind äußert zwiegespalten, wenn es um das Thema eSport geht. Konservative Stimmen wollen die Identität des Vereins nicht verwässern und sehen in der Integration des eSports keinen Nutzen. Hinzu kostet es Geld, denn die Wettbewerbe in FIFA oder PES sind finanziell bei Weitem nicht so ertragreich wie in anderen eSport-Sparten. "Noch nicht sonderlich attraktiv" klingt es aus einigen Ecken der Szene und man kann es nachvollziehen. Dagegen steht der Pioniergeist, eine neue Szene mit zu definieren. Den "Trend zu verpennen" wäre für einige Vereine bestimmt kein Beinbruch, aber viele Klubs sehen ihre Chance, gleich von Anfang an dabei zu sein. "Aber wir müssen auch nicht jedem Trend hinterherrennen", klingt es dagegen von anderen Seiten. Der Überzeugungsarbeit der Szene zum Trotz, denn auch hier scheint nicht immer alles glatt zu laufen. Die eSport-Szene lässt es an manchen Stellen noch an Professionalität vermissen und das schreckt einige Vereine ab, lässt sie zweimal überlegen, bevor sie sich auf ein Terrain wagen, dass sie nicht kennen. Denn auch das ist ein Risiko. Die Vereine kennen sich nicht mit eSport aus, müssen ihre Kontrolle zuweilen aus der Hand geben. Das erfordert vollstes Vertrauen und das muss sich die eSport-Szene erst erarbeiten. Und dann taucht auch hier und da noch die Debatte über "Gewaltspiele" im eSport auf. Alleine die Tatsache, dass es auch so was gibt, lässt einige Entscheider erst mal abwinken.

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Dennoch sind die Chancen nicht außer Acht zu lassen. Sieht man sich die Pressemitteilungen zum eSport-Einstieg der vergangenen Monate an, so liest man des Öfteren "wir wollen neue Zielgruppen erschließen" - neue Zielgruppen sind das A und O. Finanzielle Gewinne spielen erstmal keine Rolle für die Vereine, die den Schritt gewagt haben.

Dann kommt es doch anders

Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, sieht man an den Beispielen von Paris Saint-Germain und Schalke. Hier gingen die Teams einen anderen Weg und setzten nicht nur auf Fußball, sondern auch auf League of Legends - was im Endeffekt vielleicht nicht die beste Entscheidung war, denn hier können die Gewinne zwar hoch sein, aber das Risiko zu scheitern umso größer. Bei PSG endete es in der Einstellung der Sparte - hat halt nicht geklappt. Für PSG kein Thema, für die Szene dagegen schon. Schalke ließ sich vom anfänglichen Straucheln des LoL-Teams nicht beirren, gilt sogar als Vorbild in Sachen eSportler-Nachwuchs, den einige Vereine auch als Ansatz für einen Konzeptansatz sehen. Beispiele des Scheiterns sind für Zweifler allerdings genau der Beleg, dass sie mit ihren Einwänden recht haben. Verständlicherweise, überstürzen sollten die Vereine ihre Überlegungen keinesfalls, denn es gibt auch Beispiele, die auch im Fußball-eSport nicht zur Nachahmung geeignet sind.

RB Leipzig ist einer der Bundesligaklubs, die mittlerweile in den FIFA-eSport eingestiegen sind.

RB Leipzig ist einer der Bundesligaklubs, die mittlerweile in den FIFA-eSport eingestiegen sind. kicker eSport

Nur wer ein gutes Konzept und Durchhaltevermögen hat, könnte auf lange Sicht auch Erfolge einfahren - eine Garantie gibt es allerdings nicht. Im eSport steckt jede Menge Geld und das dürfte auch für die Verbände der Fußballigen interessant sein. Strukturen müssen sich erst finden und es bleibt abzuwarten, ob der deutsche Fußball-eSport ähnlich Züge wie der reale Sport annimmt. In manchen Dingen dürfte es der Szene gut bekommen, solange der eSport jedem zugänglich bleibt, denn davor haben auch einige Fans Angst. Je stärker "die Großen" mitspielen umso mehr könnten die Fans darunter leiden. Es wäre nicht das erste Mal, dass große Konzerne oder Vereine ihre Vorstellungen in die eSport-Community pressen wollen und sich die Fans am Ende abwandten. LoL-Entwickler Riot hat beispielsweise strenge Regeln für die Teams und lässt wenig Konkurrenz bei Übertragungsrechten und Turnieren zu. Für die Szene funktioniert das, bietet aber auch immer mal wieder Angriffsfläche für Kritiker.

In Deutschland scheinen die Vereine sich die Szene lange genug angesehen zu haben, um jetzt Stellung beziehen zu können, die einen früher die anderen später. Neue Zielgruppen, Vertriebswege und die Erschließung einer für den Fußball völlig neuen Sportrichtung könnten jetzt greifbarer denn je sein. Aber wie im echten Fußball ist auch der eSport nicht frei von Risiken.

Nicole Lange

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