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Die Instabilität der deutschen eSport-Szene

Geldprobleme verhindern Siege

Die Instabilität der deutschen eSport-Szene

Die Instabilität der deutschen eSport-Szene im Fokus.

Die Instabilität der deutschen eSport-Szene im Fokus. ESL

Dreimal pro Jahr findet die ESL Meisterschaft statt – das Highlight der deutschen eSport-Szene. In FIFA 17, Counter-Strike: Global Offensive (CS:GO) und League of Legends (LoL) treten die besten Teams an, um den Titel des deutschen Meisters für sich zu beanspruchen. Jedes Mal finden sich bekannte Namen etablierter Organisationen wie Alternate aTTaX, PENTA Sports oder EURONICS GAMING unter den Teilnehmern. Nichtsdestotrotz spielen immer andere Spieler unter den großen Namen und der Zuschauer muss genau hinschauen, wer sich eigentlich hinter den Mannschaften verbirgt.

Die deutschen Teams sind dafür bekannt, ihre Aufstellung ständig neu zusammen zu würfeln. Ein gutes Beispiel hierfür ist der LoL-Profi Carsten 'Alcaffee' Thiedig. Der 22-Jährige spielt seit der Frühlingssaison 2015 bei jeder Meisterschaft unter der Flagge eines anderen Teams.

Von teuren Gehältern und Teamproblemen

Durchgewechselt wird vor allem dann, wenn die Mannschaften unterdurchschnittlich performen. Für den Zuschauer entsteht oft der Eindruck, dass die Organisationen ihre Spieler aus der Mannschaft werfen – oft steckt aber etwas anderes dahinter: In der deutschen Szene spielen Gehälter eine wichtige Rolle. "Aus Geldmangel müssen wir leider jede Saison unsere Spieler wechseln, da sie von anderen Organisationen angefragt werden und dort bessere Angebote bekommen", erklärt uns Mysterious Monkeys-CEO Markus Bonk.

Immerhin fließt in der deutschen Szene noch lange nicht so viel Geld wie im internationalen eSport. Euronics Gaming (ESG) ist bisher eines der wenigen nationalen LoL-Teams, hinter dem ein großer Sponsor steht. Infolgedessen kann sich ESG auch Gehälter von Spielern wie Tarik 'Sedrion' Holz leisten. Er zählt zu den besten AD-Carrys der deutschen Szene.

Einige Spieler sind weniger bereit, an internen Problemen zu arbeiten. Sie verlassen dann einfach ihr Team.

Stephan Barth, CS:GO-Teammanager von Alternate aTTaX

Oft hängt der Verbleib bei einem Team aber auch von der Geduld der Spieler ab, wie uns Stephan Barth, CS:GO-Teammanager von Alternate aTTaX, erzählt. "Einige Spieler haben den falschen Fokus und sind weniger bereit, an internen Problemen zu arbeiten. Für sie ist es dann einfacher, ihr Team zu verlassen."

Alternate aTTaX mit dem alten Line-Up auf der ESLM Frühling 2016.

Alternate aTTaX mit dem alten Line-Up auf der ESLM Frühling 2016. ESL – Stephanie Lieske

Barth kennt dieses Problem gut: Erst kürzlich musste Alternate aTTaX den Abgang zweier Profis verkraften und spielt seither mit Ersatzspielern. Euronics Gaming-CEO Kevin Westphal stimmt seinem Kollegen in diesem Punkt zu: "Schnell wird die Schuld auf andere im Team geschoben", bestätigt Westphal. "In LoL sehen wir die Wechsel noch häufiger als in CS:GO, was sicher auch etwas mit dem Alter zu tun hat."

Counter-Strike und LoL sind Teamspiele, die eine gewisse Sympathie innerhalb der Mannschaft voraussetzen. "Ein Team wächst durch richtige Teamchemie zusammen und so kann man sich viele Vorteile erarbeiten", sagt Barth von Alternate aTTaX. Auch ESGs Kevin Westphal (ESG) und MMs Markus Bonk sehen das ähnlich. Letztlich geht es also darum den Zusammenhalt zu festigen.

Die deutsche Szene – ein Teufelskreis

Zum Thema:

"Man muss eine so gute Infrastruktur etablieren, dass Spieler gar nicht gehen wollen", heißt es von Westphal. Dies scheint ohne große Investoren jedoch schwierig, denn eine funktionierende Infrastruktur benötigt Geld. Teamhäuser für besseres Training und Teambildung können nur wenige Teams ohne große Sponsoren stemmen. Für schlechtes Verhalten innerhalb der Mannschaft hat Stephan Barth von Alternate aTTaX eine ganz einfache Lösung: "In gewissen Fällen ist es nötig, Spieler auf die Bank zu setzen, wenn durch negative Aussagen die Teamchemie gestört wird."

Insgesamt hat die deutsche Szene also mit großen Problemen zu kämpfen. Es fehlen Investoren, damit Teams ihre eigenen Spieler halten können. Außerdem mangelt es Profis oft an Geduld, um internen Problemen zum Trotz bei einer Organisation zu bleiben. Letztlich kann sich die deutsche Szene aufgrund dieser Faktoren nicht weiterentwickeln. Will Deutschland international aufschließen, muss sich etwas tun.

Kristin Banse

eSport im Wachstum - Zehn Fakten aus der Szene