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"Spieler bestimmen, ob ein Spiel zum eSport wird"

Vainglory-Entwickler, Profi-Spieler und Manager im Interview

"Spieler bestimmen, ob ein Spiel zum eSport wird"

Wir haben Entwickler, Spieler und Team-Manager zu Vainglory im eSport befragt.

Wir haben Entwickler, Spieler und Team-Manager zu Vainglory im eSport befragt. SK Gaming, Super Evil Megacorp

Vainglory ist ein MOBA und gehört zu den aufstrebenden eSport-Titeln. Besonders bei dem Spiel von Entwickler Super Evil Megacorp ist, dass es sich um ein sogenanntes Mobile Game handelt, also ein Spiel, das nur auf Handy und Tablet gespielt werden kann.

Nicht als eSport-Titel gedacht

Bei der Entwicklung des Spiels war eSport noch gar kein Thema. So verriet auch Mitgründer und Chief Product Officer Qingshuo 'Q' Wang: "Wir haben Vainglory entwickelt, ohne über eSport nachzudenken. Die Spieler bestimmen, ob ein Spiel zum eSport wird, nicht der Entwickler". Der Fokus bei Vainglory lag in der Vergangenheit und soll auch in der Zukunft auf dem Spiel selber liegen, und nicht auf der eSport-Komponente. "Erst ein gutes Spiel bauen, dann auf den eSport übertragen", so lautet das Motto von Wang. Zu aller erst gab es sogar nicht mal einen Zuschauermodus in Vainglory. Das hielt einige begeisterte Spieler aus Deutschland aber nicht zurück, selber ein Turnier ins Leben zu rufen, um ihre Fähigkeiten zu testen. Als Super Evil Megacorp dies mitbekam, stand der Entwickler schnell beiseite, half bei Organisation und kreierte den Zuschauermodus. Die gute Zusammenarbeit des Entwicklers wird auch heute noch gelobt. So auch SK Gaming Manager Martin Marquardt: "Es herrscht eine sehr erstaunliche Connection zwischen Community und Entwickler".

Keine Konkurrenz für Dota 2 und League of Legends

Als Mobile Game unterscheidet sich das Spiel schon mal grundsätzlich von den Vorreitern in der MOBA-Branche. Der Vergleich zu den erfolgreichen Titeln wird aber auch gar nicht gesucht. Und auch die Zielgruppe soll eine ganz andere sein. "Wir fokussieren uns auf Spieler, die mit mobilen Geräten aufwachsen, die nächste Generation", stellte Wang klar und präzisierte noch: "Viele kommen rüber von Clash of Clans oder von anderen MOBAs, haben aber keine Zeit mehr dafür". Trotzdem haben viele Spieler schon Erfahrungen auf dem Computer gesammelt. So auch mosuesports-Spieler Deniz 'nettetoilette' Heinzelmann, der schon seit mehreren Jahren League of Legends spielt, sich jetzt aber für Vainglory entschieden hat. Auch er wusste aber zuerst gar nichts von der Profi-Szene. Etwas Anderes hielt ihn aber bei Vainglory: "Das Meta verändert sich sehr schnell, das finde ich gut".

Noch nicht im Mainstream angekommen

Super Evil Megacorp legt Wert auf hohe Qualität bei der Übertragung der EU Spring Championship.

Super Evil Megacorp legt Wert auf hohe Qualität bei der Übertragung der EU Spring Championship. ESL/S.Wunderl

Zu einem Mainstream-eSport gehört Vainglory aber noch nicht. "Es wird immer noch oft belächelt, aufgrund des Fakts, dass es ein Mobile Game ist", stellte auch Marquardt klar. So sind zum Beispiel die Profis noch kein Vollzeit-eSportler. Dies liegt auch an der neuen, sehr jungen Generation, die Vainglory anzieht. Marquardt wies darauf hin, dass "bei den Eltern der noch minderjährigen Spieler, eine Menge Überzeugungsarbeit geliefert werden muss". Weiter wies er darauf hin, dass trotz des Faktors Mobile Game, Vainglory "ein Spiel für Core-Gamer und hart zu meistern" sei. Auch große Organisationen scheinen inzwischen Potenzial in dem Titel zu sehen und könnten, wie es bereits SK Gaming getan hat, in ein Team investieren. Immerhin, bei der Produktion der EU Spring Championship kann Vainglory schon mit den ganz Großen mithalten und so die Zuschauer überzeugen.

Probleme eines Mobile Games

Entwickler Wang wies aber auch auf Schwierigkeiten bei der Entwicklung des Spiels hin: "Kontrollfunktionen und Reaktionsfähigkeit des Spiels mussten bedacht werden". Vor allem der Touchscreen ist nämlich von außen gesehen ein großer Makel an Vainglory. Profi 'nettetoilette' ist vom Spiel auf dem Tablet aber eher angetan: "Ich finde es einfacher auf dem Tablet, vor allem ist es angenehmer und Ungenauigkeiten gibt es kaum". Auch Entwickler Wang glaubt an das Prinzip eines Mobile Games, welches ein eSport ist, und weist darauf hin, dass viele Spiele mit kontroversen Punkten in der Vergangenheit etwas zu beweisen hatten. "Jedes neue Spiel versucht die Welt von etwas zu überzeugen, woran die Masse der Leute nicht glaubt". Bei Vainglory ist dies eben, dass ein Spiel auf Tablet und Handy auch ein eSport sein kann.

Mobile Games die Zukunft?

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Ob Mobile Games in Zukunft aber noch mehr an Relevanz gewinnen, bleibt fraglich. Vainglory macht immerhin den ersten Schritt und ist Vorreiter. Viele Mobile Games, die eSport tauglich sind, gibt es aber noch gar nicht. Wang begründet dies wie folgt: "Viele Studios von Mobile Games sind nicht typische Entwickler von eSport-Titeln". Das Potenzial, welches aber dahintersteckt, sei riesengroß, denn fast jeder besitzt in der heutigen Zeit ein Smartphone und kann somit Vainglory oder ähnliche Spiele austesten. Außerdem haben in den kommenden Generationen junge Spieler noch leichteren Zugang zu mobilen Geräten, als zu einem Computer. Martin Marquardt sieht genau dieses Potenzial, ist aber auch der Meinung, dass "noch mehr Sponsoren angezogen werden sollten". "Wir sind im Moment zufrieden mit dem Spiel", sagte Wang, erklärte aber gleichzeitig, dass es noch viele gravierende Änderungen geben wird. Dabei legen sie inzwischen auch einen neuen Fokus bei der Entwicklung: "Wir mögen es, dass die Spieler selber bei der Entwicklung des Spiels helfen."

Christian Mittweg