Passend zur Sommersaison startete Riot Games mit einem Experiment in die LCS. Das oft kritisierte Best-of-1-Format musste weichen und wurde durch längere Serien ersetzt. In Europa wird nun im Best-of-2-Format angetreten. Nordamerika hingegen schließt zu den Ligen in Korea und China auf, denn dort wird ebenfalls im Best-of-3-Format gespielt. Eine überfällige Maßnahme, denn so konnte es nicht weitergehen. Das System war zwar zeitlich gut zu kalkulieren, allerdings ging dies komplett auf Kosten der Spannung. Die Spieler durften sich keine Fehler erlauben und nach einem Match war schon alles vorbei. Genau das sollte sich mit einem Best-of-2 oder sogar Best-of-3 ändern.
Ein wesentlich bedeutsamer Nachteil des Best-of-1-Formats war die fehlende Übung für längere Serien. Internationale Turniere wie die World Championship oder das Mid Season Invitational werden im Best-of-3, am Ende sogar im Best–of-5 ausgetragen. In längeren Serien müssen Teams den Spielstil der Gegner adaptieren und schnell reagieren können. Während die Konkurrenz in Korea und China schon länger in dem Format spielt, sind Europäer und Nordamerikaner das System betreffend völlig unerfahren.
Probleme über Probleme
Im neuen Best-of-2-Format sind die Spiele zeitlich weiterhin einfach zu kalkulieren, trotzdem bietet das Format die Möglichkeit, sich an den Spielstil des gegnerischen Teams anzupassen. Jedes Spiel ist wichtig, denn selbst bei einem Unentschieden fahren Mannschaften immerhin noch einen Punkt ein. In Nordamerika hingegen startete Riot Games das zweite Experiment, denn dort wurde zum ersten Mal im Best-of-3 gespielt. Das Format ist zeitlich nur schwer zu berechnen, immerhin gibt es keine feste Anzahl von Spielen. Einige Serien sind nach zwei Partien vorbei, einige nach drei. Zusätzlich erlaubt das Format Fehler zu machen, denn einzelne Spiele sind nicht ganz so wichtig wie im Best-of-1 oder Best-of-2. Es ist egal, ob ein Team 2:1 gewinnt oder 2:0 – die drei Punkte sind der Mannschaft sicher. Die Testphase ist jetzt aber offiziell vorbei und dabei stellt sich die Frage: Welches System ist nun wirklich das Beste?
Die fehlende Stabilität in Europa
Auch Schalke-Profi Berk 'Gilius' Demir wünscht sich das BO3-Format in Europa. lolesports
Beim Testen kamen weitere Makel zum Vorschein. Während in der LCS bisher alle Spiele hintereinander stattfanden, wurden zum ersten Mal zwei Matches gleichzeitig gespielt. Was im klassischen Sport gang und gäbe ist, sorgte in der League of Legends-Szene für Unruhe. Fans verpassten dadurch die Spiele ihrer Lieblingsteams – eine Konferenzschaltung wie bei der Bundesliga gibt es immerhin noch nicht. Europa hatte mit weiteren Problemen zu kämpfen. Das Best-of 2-Format stellte sich als eintönig heraus, da die meisten Spiele in einem Unentschieden endeten – selbst das erstplatzierte Team G2 beendete acht von 18 Matches mit einem Remis. Dies nahm die Spannung aus den Partien und zeigte auch nur selten wirklich gute Spiele. Doch viel wichtiger: Das System brachte nur wenig Stabilität in die Szene – im Gegenteil. Bis zuletzt mussten Teams um ihren Platz bangen. Das Mittelfeld war eng bestückt und bis zur letzten Woche war noch alles offen. Unter Umständen hätte es der FC Schalke 04 sogar in die Playoffs schaffen können. Gerade diese Dynamik, die in der LCS herrschte, mag zwar für Zuschauer spannend sein, setzt die Spieler jedoch deutlich unter Druck und führt so zu schlechten Leistungen.
Währenddessen passierte in Amerika das genaue Gegenteil. Die Szene stabilisierte sich und versprach einige spannende Spiele in der aktuellen Saison. Die amerikanischen Profis waren mit dem Best-of-3-System zufrieden. Auch europäische Profis fordern jetzt das Format für Europa. Einer ist Maurice Stückenschneider, der Jungler von Origen. Er äußerte sich auf Twitter, dass vor allem Ersatzspieler aufgrund des BO2s noch weniger Chancen zum Spielen bekommen. Auch Schalke-Profi Berk 'Gilius' Demir wünscht sich das Best-of-3-Format in Europa:
Alle gegen Europa?
Letzten Endes wäre es nur ungerecht, sollten alle Regionen bis auf Europa im Best-of-3-Format spielen. Immerhin werden auch internationale Turniere auf diese Art ausgetragen. Europäern würde hier deutlich die Erfahrung fehlen. Zusätzlich fördert das BO2 ein Unentschieden als Ergebnis. Dies nimmt nicht nur die Spannung aus den Spielen, sondern führt zu fehlender Stabilität der Szene. Daher wäre es nur eine logische Konsequenz, dass Europa nun mit dem Best-of-3-Format hinterherzieht.
