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League of Legends: Die Sechs-Mann-Problematik

Kann sich die neue Strategie durchsetzen?

League of Legends: Die Sechs-Mann-Problematik

'PowerOfEvil', 'Easyhoon' und 'Kikis' (v.l.n.r.) sind alle das sechste Rad am Wagen.

'PowerOfEvil', 'Easyhoon' und 'Kikis' (v.l.n.r.) sind alle das sechste Rad am Wagen. lolesports

Im November 2015 machte das League of Legends-Team Origen eine eher ungewöhnliche Ankündigung, als die Organisation einen sechsten Spieler vorstellte. Mit dem deutschen Profi Tristan 'PowerOfEvil' Schrage holte sich die Organisation einen zweiten Mid-Laner ins Team, welcher Enrique 'xPeke' Cedeno-Martinez gleichgestellt war. Als Origen-Gründer fand 'xPeke' immer weniger Zeit zum Trainieren und somit musste ein Ersatz her. Jedoch wollte der Spanier auch nicht komplett zurücktreten, da er noch zu viel Leidenschaft für das Spiel empfand. Deswegen wurde 'PowerOfEvil' als sechster Spieler mit ins Team geholt. Anfangs stand jedoch nicht fest, wie oft der Deutsche tatsächlich spielen würde.

Viele Teams integrierten zu der Zeit zwar einen starken sechsten Spieler mit in das Line-Up, ließen diesen aber nie antreten. Bei Origen zeichnete sich jedoch ein anderer Trend ab. Auch wenn 'PowerOfEvil' grundsätzlich in der Startaufstellung war, so wurde er dennoch regelmäßig von 'xPeke' ausgewechselt. Beide Spieler haben ihre Stärken und Schwächen. Diese wurden bewusst eingesetzt, je nachdem welche Strategie das Team ausspielen wollte. Somit kam es immer häufiger vor, dass 'xPeke' in längeren Serien eingesetzt wurde, um frischen Wind in das Spiel zu bringen. 'PowerOfEvil' schien diese Lösung nie zu stören.

'Faker' und 'Easyhoon' – Die beste Midlane der Welt

Mit sechs Leuten gewann SK Telecom T1 die Weltmeisterschaft im Jahr 2015.

Mit sechs Leuten gewann SK Telecom T1 die Weltmeisterschaft im Jahr 2015. lolesports

In Korea wurde auch mit einem Sechs-Mann-Team herumexperimentiert. Dort schienen die Probleme mit der Taktik jedoch größer. Aufgrund einer Regeländerung musste die Organisation SK Telecom T1 ihre beiden Teams zusammenlegen und hatte mit Lee 'Easyhoon' Ji-hoon und Lee 'Faker' Sang-hyeok die stärkste Mid-Lane der Welt. Obwohl 'Faker' als der League of Legends-Gott schlechthin zählt, durfte auch 'Easyhoon' immer öfter spielen. Der junge Koreaner konnte jedoch nie wirklich überzeugen, da er immer im Schatten von 'Faker' stand und konstant mit ihm verglichen wurde. Obwohl SK Telecom T1 mit diesem Line-Up die Weltmeisterschaft für sich gewinnen konnte, war 'Easyhoon' nie mit dieser Lösung zufrieden. Er wechselte letzten Endes zum chinesischen Team Vici Gaming, um dort sein volles Potenzial entfalten zu können.

Spieler wollen keine Doppelbesetzung

Trotz gewonnener Europameisterschaft versuchte sich G2 an einer neuen sechs Mann-Taktik.

Trotz gewonnener Europameisterschaft versuchte sich G2 an einer neuen sechs Mann-Taktik. lolesports

In Europa kam die Sechs-Mann-Problematik vor wenigen Tagen erneut auf, als Mateusz 'Kikis' Szkudlarek seinen Rücktritt von G2 bekannt gab. Auch die europäische Organisation G2 wollte mit sechs Spielern herumexperimentieren und entschied sich dafür, die Toplane doppelt zu besetzen. Dies führte jedoch zu Frustration bei 'Kikis'. "Die Garantie einen Startplatz zu bekommen, bedeutet mir sehr viel. Es zeigt, dass mein Team an mich glaubt und das hilft natürlich auch meinem Selbstbewusstsein", schrieb 'Kikis' in einem offiziellen Statement, in dem er erklärte, wie stark er letzten Endes unter Druck stand.

Das sechste Rad am Wagen

zum Thema:

Im Fußball sind Spielerwechsel und unterschiedliche Startaufstellungen eine ganz gewöhnliche Sache. Im eSport bereitet das Thema den Spielern jedoch aus unterschiedlichen Gründen Unbehagen. In der Theorie ist die Idee gar keine schlechte, da Teams auf diese Weise mehr Taktik und Varianz in ihren Spielstil einbinden können. League of Legends-Spieler müssten lernen, es nicht persönlich zu nehmen, wenn sie nicht in der Startaufstellung sind. Jedoch sind viele Profis noch jung und stur. Außerdem fehlt es dem eSport an Struktur, um die Sechs-Mann-Strategie voll und ganz auszuschöpfen. Oft wird die Trainingszeit der Spieler aufgeteilt, was im Beispiel von 'Kikis' keinen guten Effekt hatte, da er nur noch halb so oft trainieren konnte, worunter auch seine persönlichen Fähigkeiten litten. "Ich habe mit G2 darüber geredet, mehr Trainingszeit und einen sicheren Startplatz zu bekommen", schrieb er. "G2 hat sich aber dafür entschieden, dass sie meiner Bitte nicht nachkommen können." Dies hätte letzten Endes weniger Trainingszeit für den zweiten Top-Laner Dae-Han 'Expect' Ki bedeutet. Im Fußball haben Spieler zumindest die Möglichkeit parallel zu trainieren, was bei League of Legends nicht gegeben ist. Hier fehlt es dem eSport deutlich an Möglichkeiten, dem sechsten Spieler ein vernünftiges Training zu bieten. Wenn beide Profis nur halb trainieren können, hat letzten Endes das Team dadurch keinen Gewinn. Zumal auch die Team-Dynamik darunter leidet. Daher sollten sich Organisationen zumindest vorerst nicht an einem Sechs-Mann-Team versuchen. Obwohl die Strategie in der Theorie vielversprechend scheint, bleibt League of Legends, solange keine Lösung für ein Sechs-Mann-Training gefunden wurde, ein Fünf-Mann-Spiel.

Kristin Banse

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