eChampions League

Laut, frech, erfrischend: Indiana 'Froskurinn' Black

Die Frau mit dem Tigertattoo

Laut, frech, erfrischend: Indiana 'Froskurinn' Black

Indiana Juniper Black ist auch als 'Froskurinn' bekannt und musste sich in der League-of-Legends-Szene erstmal behaupten.

Indiana Juniper Black ist auch als 'Froskurinn' bekannt und musste sich in der League-of-Legends-Szene erstmal behaupten. kicker eSport

An einem Sonntagnachmittag vor rund zwei Wochen sitzt Indiana Juniper Black in einem kleinen Raum in der Zenith-Arena in Paris, dem Austragungsort des Mid Season Invitationals (MSI) 2018. Es war das erste Mal, dass sie als Analystin bei dem internationalen Finale dabei sein durfte. "Ich erinnere mich, wie ich 2015 das MSI angeschaut habe und mir gewünscht habe, auch irgendwann mal dort zu sein", twitterte sie.

"Ein bisschen wie Sandpapier"

An diesem Sonntagnachmittag spricht Black aber nicht nur über die Arbeit, sondern erzählt von ihrer Mutter, die ein riesiger Tour-de-France-Fan ist und über Paris - "eine der schönsten Städte der Welt". Selten zeigt sich die 27-Jährige so privat. Wenn sie überhaupt Interviews gibt, sind private Einblick eher rar. Hauptgrund dafür scheint das negative Feedback zu sein, das sie zu Beginn ihrer Karriere einstecken musste. "Leute haben mich für arrogant, aggressiv oder rau gehalten. Ein bisschen wie Sandpapier", beschrieb sie die Zeit damals in einem Interview mit Yahoo Esports.

Mittlerweile habe sich das ein wenig geändert, sagt sie uns: "Ich habe viel Zeit und Arbeit darin investiert, mich selbst weiterzuentwickeln. Deswegen ist es ein schönes Gefühl, erste Ergebnisse zu sehen wie beispielsweise heute bei meinem ersten internationalen Finale." Trotzdem verstehe sie, wenn manche Leute keine großen Fans von ihr seien. "Mein Analyse-Stil ist extrem anders. Ich sehe das Spiel aus einer anderen Perspektive, da ich von den traditionellen Castern und Spielern aus der LPL gelernt habe". Viele Zuschauer seien aber eher einen westlichen Stil gewohnt, was okay sei, erklärt 'Froskurinn', was auf isländisch Frosch bedeutet und von Black aus einer Studienzeit in Island als Nickname übernommen wurde.

"Was ist das denn bitte für ein Spiel?!"

'Froskurinn' (2.v.r) beim MSI 2018.

'Froskurinn' (2.v.r) beim MSI 2018. lolesports

Vor der Kamera scheint sich Indiana Black, die normalerweise unter ihrem Nicknamen 'Froskurinn' bekannt ist, wohlzufühlen. Sie lacht in die Kamera, macht Witze. Dabei sei das gar nicht ihr Ding und überhaupt war es nie ihr Plan, professionelle Casterin zu werden, erklärt sie uns. "Mein College-Mitbewohner hatte einen Beta-Key und ich habe vorher in meinem Leben noch nie ein Computerspiel gespielt. Ich weiß noch, wie sauer ich war, weil ich die Pfeiltasten nicht nutzen konnte, um mich zu bewegen. Ich dachte mir echt nur 'Was ist das denn bitte für ein Spiel?!'" Das MOBA faszinierte sie aber und 'Froskurinn' blieb dran, spielte sich bis in eine der höheren Ligen.

Der Beginn einer Profi-Karriere

Kurzzeitig stand für die Amerikanerin sogar eine Profi-Karriere im Raum. Schnell war jedoch klar, dass es für ganz oben nicht reichte, weshalb stattdessen das Coaching anfing. "Ich habe meinen Zuschauern angeboten, ihnen über den Zuschauermodus zu zugucken und das kommentiert. So habe ich Erfahrungen mit Match-Ups auf unterschiedlichen Leveln gemacht." Diese Erfahrung half ihr dann, als sie sich bei der ESL in Nordamerika als Casterin bewarb und den Job auf der Stelle bekam. "Da habe ich dann die europäischen Go4LoL-Cups kommentiert und so einige Profis kennengelernt, die damals noch unbekannt waren", erinnert sich die 27-Jährige. Ihr europäisches Wissen brachte ihr dann im Jahr 2015 eine Position als Analystin für die europäische Mannschaft von Team Dignitas ein. Ein Jahr verbrachte sie mit der Organisation, bevor eine der größten Veränderungen ihres Lebens sie erwartete.

Von Nordamerika nach Shanghai

Im Juni gab Riot Games bekannt, dass 'Frokurinn' in Zukunft die höchste chinesische Spielklasse in League of Legends kommentieren wird - die LPL. Zufällig kam das nicht. Tatsächlich hegte die 27-Jährige schon lange eine Vorliebe für die östliche Region: "Angefangen hat alles damals mit Moscow Five. Ich habe mich in das Team verliebt. Ich fand es super, wie aggressiv sie waren und hab einfach alles geliebt, was sie gemacht haben. Irgendwann meinten meine Freunde "Wusstest Du, dass es eine ganze Region von Moscow Fives in China gibt?" So begann ihre Leidenschaft für den aggressiven, chinesischen Spielstil, den sie bis heute liebt. Für den Job ist sie Ende letzten Jahres sogar von Australien nach Shanghai gezogen. Leicht scheint das nicht immer für sie gewesen zu sein: "Es ist noch etwas schwierig für mich, aber ich lebe einfach von der Liebe zur LPL und deswegen bin ich von der Perspektive extrem glücklich." Am Ende des Interviews hält 'Froskurinn' kurz inne und kehrt mit den Gedanken zurück in den kleinen Raum in der Zenith-Arena in Paris. Nach einem tiefen Atemzug bedankt sie sich und steht auf. Auf die Frage, ob sie nun wie viele ihrer Kollegen in den Urlaub fahre, lacht Black. "Ich fliege direkt zurück nach China. Die LPL geht bald wieder los. Das ist mein Job - und den liebe ich."

Kristin Banse