kicker

eSport - fürchterlich groß

Der Respekt vor dem Wort

eSport - fürchterlich groß

Für die Entwickler wird das Wort manchmal zur Bürde, aber auch zur Chance.

Für die Entwickler wird das Wort manchmal zur Bürde, aber auch zur Chance. kicker eSport

Wenn ein Entwickler sagt, er möchte in den eSport einsteigen, dann ist das mittlerweile eine schwere Last für den Titel. "Der nächste große eSport-Titel" kann schnell wieder in der Belanglosigkeit verschwinden. Wer definiert, ob es sich beim Spiel XY um einen eSport-Titel handelt? Die Community - so ist zumindest die Ansicht vieler Entwickler. Die großen Ambitionen scheinen aber die Wenigsten zu haben. Lieber erstmal schauen, was geht. EA SPORTS, immerhin der führende Entwickler, wenn es um Sportspiele geht, war lange Zeit sehr vorsichtig mit dem Begriff eSport. Bloß keine falschen Erwartungen wecken und nur nichts anpacken, was man selber noch nicht ganz versteht. Bis heute schlägt sich die Community bei der Fußballsimulation die Köpfe ein. Ist das eSport? Nein, die Voraussetzungen sind dafür einfach nicht geben, hört man von den Kritikern. Und genau hier scheint sich bereits die erste Kluft aufzutun. Denn wenn es nach den Voraussetzungen geht, haben Spiele wie CS:GO, LoL, Dota 2 oder Hearthstone davon mehr zu bieten. Dennoch geht EA den Weg weiter und macht FIFA mittlerweile zum selbst erklärten eSport-Projekt.

Mehr Respekt vor eSport

Viele Spiele wollten im eSport Fuß fassen und viele haben sich daran die Finger verbrannt. Neben bekannten Namen erfolgreich zu sein, ist nicht einfach. Die etablierten Titel vom Thron zu stoßen, sogar noch schwerer. Spiele wie Fortnite schaffen dies und sind das beste Beispiel dafür, wie eine Community einen Titel in den eSport erheben kann. Mittlerweile sind daher auch einige Entwickler schnell daran, ihren Titel anfangs als "kompetitiv" zu beschreiben. eSport ist ein großes Wort geworden, das ein Spiel nach dem Release manchmal eher an seiner Entwicklung hindern kann. Erstmal kleine Brötchen backen. Nicht jedes Spiel ist eSport, aber viele mittlerweile kompetitiv. Und wenn die Spieler für sich entscheiden, "Das ist mein eSport", wie es die FIFA-Spieler u.a. machen, dann ist es doch eigentlich eine gute Entwicklung oder? Gwent, das Kartenspiel von CD Projekt Red, hatte anfangs auch keine Ambitionen, sich großartig im eSport zu etablieren. Erneut wollte man das Feedback der Community abwarten. Und jetzt schiebt der Entwickler ein über Jahre erdachtes Konzept an, das eine Weltmeisterschaft am Ende als Ziel hat.

So sieht sich jetzt auch der Football-Manager-Entwickler mit genau diesen Fragen konfrontiert. Ansätze für ein kompetitives Spiel hat die Fußball-Manager-Simulation, aber reicht das, um es eSport zu nennen? Anhören wolle man sich die Vorschläge, aber das Spiel soll sich nicht verbiegen, nur damit es in den eSport passt, gibt Studio Direktor Miles Jacobson klar zu verstehen.

Noch vorsichtiger ist ein vor allem in Deutschland vorangetriebenes Projekt: der Breitensport. Spiele in Vereinen erstmal langsam aufzubauen und aus diesen sozialen Treffpunkten dann einen kompetitiven Aspekt entstehen zu lassen. Auch so kann man testen, ob gewisse Spiele sich überhaupt für den eSport eignen. Dennoch sei die Skepsis von Vereinen und Sponsoren aber eher gering, erklärt Yannik Eichner vom HSV eSport e.V., denn gerade in den unteren Bereich des eSports gäbe es so viel zu bieten. Es dürfte nur nicht ausschließlich in die kompetitive Richtung gehen, sondern soll für alle da sein. eSport für alle – womit sich der Kreis vermutlich wieder schließt. Die Entwickler müssen den Grundrahmen bieten, aber am Ende entscheiden die Fans und die Spieler, ob es dann eSport ist oder nicht.

Nicole Lange