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Assia über Cheater-Gerüchte und das FIWC-Finale

kicker eSport hakt nach

Assia über Cheater-Gerüchte und das FIWC-Finale

In New York am Start: Kevin Assia vom Team STARK.

In New York am Start: Kevin Assia vom Team STARK. Twitter/KevinAssia10

Über Cheater-Vorwürfe und Manipulationen in FIFA hörte man in der eSport-Szene zuletzt recht viel. Besonders in Online-Qualifikationen kommt es häufiger zu Problemen dieser Art. Viele Spieler machen ihren Unmut über die mangelnde Kontrolle in den Wettbewerben öffentlich. Antonino 'dawnsson' Sammarco verwehrte aus diesem Grund zuletzt sogar die Teilnahme an der ESL Meisterschaft.

Dass der FIWC zuletzt auch ähnlichen Anschuldigungen ausgesetzt war, kommt demnach nicht überraschend. So auch im Hinblick auf FIWC-Qualifikation von Kevin Assia, um die sich Gerüchte ranken. Ging alles mit rechten Mitteln zu? Sicher ist: Der Spieler von STARK zeigte bereits in der Vergangenheit, dass er durchaus in der ersten Liga mitspielen kann. Der 21-Jährige gewann als erster Spieler die Virtuelle Bundesliga und war 2013 bereits einmal beim FIWC vertreten. Noch einmal dabei zu sein, war für Assia immer ein ausgegebenes Ziel.

In der nationalen Qualifikation 2014 scheiterte der STARK-Spieler zwar im Halbfinale, doch in diesem Jahr schaffte er es über die Online-Qualifikation in der dritten Saison. "Ich bin sehr erleichtert", sagt der 21-Jährige im Interview. "2013 durfte ich bereits teilnehmen, deswegen war es immer mein Ziel, noch einmal beim FIWC dabei zu sein. Glücklicherweise ist es mir im letzten Monat auf der Xbox One noch gelungen."

Chancenlos in New York? Das hängt von der Tagesform ab!

Aber wie wird sich Kevin bei der starken Konkurrenz in New York schlagen? Neben dem aktuellen FIWC-Meister Abdulaziz Alshehri, wird u. a. auch der ESWC-Meister August Rosenmeier dabei sein. Sebastian Huber von STARK weiß um die Stärke seines Spielers, kennt aber auch die Faktoren, die man manchmal nicht beeinflussen kann: "Kevin ist ein sehr guter Spieler. Er konnte diese Leistungen jetzt auch schon öfters bei den international topbesetzten Gfinity Cups unter Beweis stellen. Allerdings ist das, wie so oft, von der Tagesform und den Nerven, die bei so einem großen Offline-Event eine Rolle spielen, abhängig."

Für Assia selbst scheint das aktuell auch "schwer zu sagen", es käme aber immer auf "ein bisschen Glück und die derzeitige Verfassung an." Umso überraschender ist allerdings, dass sich für das FIWC-Finale in New York weder ein Erhan Kayman, Benedikt Saltzer, Antonino Sammarco noch ein Jan Zimmermann qualifizieren konnten. 90 Spiele haben die Teilnehmer, um sich in der Qualifikation ganz nach oben zu spielen, doch um das zu erreichen, darf man sich eigentlich noch nicht mal ein Unentschieden erlauben, geschweige denn eine Niederlage.

90:0 Siege: Möglich oder Betrug?

Erster deutscher VBL-Meister: Kevin Assia (Mi.).

Erster deutscher VBL-Meister: Kevin Assia (Mi.). bundesliga.de

Das Problem: Immer wieder tauchen Spieler auf, die mit einer 90:0-Serie daherkommen, was vielen Spielern ein Dorn im Auge ist. "Unschaffbar" sagen die Einen, "mit viel Glück machbar" die Anderen. Und so müssen die Verantwortlichen des FIWCs am Saison-Ende viel nachforschen, damit wirklich alles mit rechten Dingen zugeht - und das tut es nach Aussagen der Veranstalter. Dennoch, der unschöne Beigeschmack bleibt, weshalb der Ruf nach Überarbeitung auch aus den Reihen von STARK kommt: "Die FIWC-Qualifikation ist ein absolutes Glücksspiel und sollte meiner Meinung nach überarbeitet bzw. optimiert werden", so Huber. "In 90 Online-Spielen, hat der Spieler nicht nur mit seinen Gegnern zu kämpfen, sondern muss sich auch noch mit unterschiedlichen Risikofaktoren und Verbindungsproblemen auseinandersetzen."

Es interessiert mich wenig, was andere Leute über mich schreiben und denken."

Kevin Assia

Trotzdem kann man aus deutscher Sicht von einer recht erfolgreichen Qualifikation sprechen. Nachdem im letzten Jahr mit Daniel Butenko nur ein deutscher Spieler dabei war, werden 2016 gleich drei Spieler die Bundesrepublik vertreten. "Ich bin echt überrascht, dass gleich drei deutsche Spieler zum FIWC anreisen werden. Niklas Raseck ist ein sehr guter Spieler und der andere Deutsche ('TheSchaeferhund') soll auch nicht schlecht sein."

STARK sträk Assia den Rücken

So gut die Teilnahme für Deutschland auch aussehen mag, in der Community gibt es wiederum Stimmen, die mit den Qualifikanten Schiebung in Verbindung bringen. Im Fall von Kevin Assia traten diese Vorwürfe zuletzt verstärkt auf. Antonino 'dawnsson' Sammarco veröffentlichte zum Beispiel ein Video in dem Assia der Vorwurf gemacht wurde zu Booten. Auch der amtierende deutsche Meister Erhan Kayman äußerte sich über Twitter zur FIWC-Qualifikation von Kevin Assia. "Selbstverständlich haben wir als Organisation umgehend mit ihm über diese Vorwürfe gesprochen", sagt Huber auf Nachfrage. "Kevin ist bisher noch nie negativ aufgefallen und hat auch nicht einen solchen Ruf. Wir glauben ihm in dieser Angelegenheit und werden ihn weiterhin unterstützen."

STARK hält also zu seinem FIFA-Spieler. Ein gänzlich unbeschriebenes Blatt ist der 21-Jährige dennoch nicht. Derzeit muss der VBL-Meister von 2013 in der ESL eine Accout-Sperre abwarten, die ihm wegen Beleidigung zugeteilt wurde. Allerdings ist ein emotionaler Ausbruch nicht mit abgekarteten Spielergebnissen zu vergleichen. So mussten schon einige FIFA-Spieler derartige Sperren absitzen. Auf die Cheater-Anschuldigungen reagiert Kevin Assia dagegen eher gleichgültig: "Es interessiert mich wenig, was andere Leute über mich schreiben und denken. Ich bin in New York dabei."

Das frühe Aus auf der DreamHack in Leipzig wirft aber schon die Frage auf, wie solch große Qualitätsunterschiede aufkommen können. "An dem Tag habe ich einfach nicht so gut gespielt und hatte dazu die schwierigste Gruppe, in der fast jeder hätte weiterkommen können", erklärt Assia.

Fehlende Konstanz: Ein Indiz für Cheater?

Klar ist: Die Konstanz, um ständig um den Sieg mitzuspielen, zeigen aktuell vor allem auf Live Events, die wenigsten Spieler. Erhan 'Dr. Erhano' Kayman ist einer der wenigen deutschen eSportler, die in dieser FIFA-Saison wirklich über einen längeren Zeitraum Kontinuität beweisen konnten. Der Reiz, in Online-Spielen zu betrügen, um dennoch eine Chance zu haben, scheint da manchmal bei einigen Spielern sehr groß zu sein. Daher muss man sich die Frage stellen: Kann man als Organisation überhaupt ausschließen, dass ein Spieler so etwas macht? Würde er das überhaupt zugeben, wenn es stimmt?

"Die Spieler werden vorab genauestens unter die Lupe genommen und auf unterschiedliche Faktoren geprüft", versichert Huber. "Was in der Zukunft passiert, können wir nur durch unsere Werte beeinflussen, aber nicht verhindern." Die Werte einer Organisation sind manchmal jedoch ebenso wenig zu durchschauen. Selbst wenn FIFA nicht das Spiel mit den größten Preisgeldern ist, so setzten viele Organisationen auf die Zugkraft des Titels.

Da scheint die Überlegung nicht weit hergeholt, dass es Teams und Organisationen geben könnte, die das Cheaten vom Spieler fördern oder sogar verlangen, um zumindest bei wichtigen Turnieren dabei zu sein. "Das glaube ich persönlich nicht", so Huber, der die negativen Konsequenzen für ein Team betont, mit denen zu rechnen ist, wenn ein Spieler erwischt würde. "In den meisten Fällen leiden die Organisationen unter dem vom Spieler verursachten Fehlverhalten."

Nicole Lange