kicker

Wenn eSport eine Straftat ist: FIFA in Japan

"Niemand versucht etwas zu bewegen"

Wenn eSport eine Straftat ist: FIFA in Japan

Subaru 'SubaruMikey' Sagano (l.) ist der einzige Vollzeit-FIFA-Profi Japans.

Subaru 'SubaruMikey' Sagano (l.) ist der einzige Vollzeit-FIFA-Profi Japans. kicker eSport

Ob in China, Taiwan oder Südkorea - eSport ist in Asien omnipräsent. Japan ist da die Ausnahme. Dabei war der Inselstaat vor der Jahrtausendwende noch einer der Vorreiter in diesem Gebiet. Turniere wurden im Fernseher übertragen und fanden regelmäßig statt. Im Kampf gegen die Kriminalität war der eSport jedoch das Opfer. Um illegales Glücksspiel, insbesondere Video-Poker, einzudämmen, wurden harte Gesetze erlassen. Von da an war es verboten, Wettbewerbe aller Art zu veranstalten, bei denen es mehr als ein paar Dollar zu gewinnen gab. Unter diese Klassifizierung fiel auch eSport.

Das Gesetz ließ ein paar Ausnahmen zu, vormals jedoch für große Sportligen. Dafür musste die Regierung jedoch eine Lizenz ausstellen, was nur äußerst selten geschah. Für die eSport-Szene war das ein harter Schlag und verhinderte jegliche Weiterentwicklung.

zum Thema:

Fortschritt, aber nicht für FIFA

Erst im Februar 2018 öffnete sich die japanische Regierung dem eSport wieder. Nach der Gründung der Japan eSports Union (JeSU) erhielten ein paar Veranstalter eine Wettbewerbslizenz, was begeistert von den Fans aufgenommen wurde. Auch die Spieleentwickler, die in Japan massig vorhanden sind, sprangen sofort mit auf und finanzierten Preisgelder im sechsstelligen Bereich.

FIFA war davon aber nicht betroffen. Obwohl die Spielerzahl wächst und Fußball weiterhin eine beliebte Sportart in Japan ist, wurden keine Lizenzen ausgestellt. Einzig die eSport-Liga zur J-League, Japans höchster Spielklasse im Fußball, wurde zugelassen. Warum niemand anderes eine Lizenz erhielt, weiß der Gewinner der eJ-League, FIFA-Profi Subaru 'SubaruMikey' Sagano: "Es gibt schlichtweg keine Veranstalter für FIFA-Turniere. Niemand versucht etwas zu bewegen." Sagano ist der wohl bekannteste FIFA-Profi seines Landes und war im vergangenen Jahr sogar bei der Weltmeisterschaft, dem FIFA Interactive World Cup (FIWC). Dort fand sich Sagano aber schnell im Hintertreffen, was er zu einem Teil auch den Bedingungen in Japan zuschreibt: "Das es keine Turniere gibt, ist für uns ein großes Problem. Wir können quasi nicht trainieren. Zudem sind die Server bei uns sehr schlecht, was es auch nicht einfacher macht."

Sponsoren die Rettung

Durch die harten Bedingungen ist die FIFA-Szene in Japan verschwindend gering. 'SubaruMikey' ist sich jedoch sicher: "Gäbe es mehr Turniere, hätten wir auch viel mehr Profis." Noch ist das allerdings nicht möglich, denn den Lebensunterhalt können sich die Spieler so auch nicht verdienen. Das ging bisher nur über Sponsoren. Sagano ist jedoch der einzige FIFA-Spieler Japans, der diesen Vorteil genießt. Daher ist er auch zuversichtlich: "Ich werde weiterspielen, auch wenn es keine Besserung gibt."

Christian Mittweg