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Mach Dein Ding! FIFA-Spieler und die Emotionen

Respektlos oder authentisch?

Mach Dein Ding! FIFA-Spieler und die Emotionen

Wie viel Emotion ist erlaubt? Wann wird es respektlos? Wir haben bei den FIFA-Profis nachgefragt.

Wie viel Emotion ist erlaubt? Wann wird es respektlos? Wir haben bei den FIFA-Profis nachgefragt. kicker eSport

"Der Kopf spielt die Hauptrolle in FIFA", antwortet Benedikt Saltzer vom VfL Wolfsburg auf die Frage, wie schwer es ist, starke Emotionen auszublenden. Kleinigkeiten könnten einen Spieler schon aus der Bahn werfen. "Im Tunnel bleiben", nicht ablenken lassen und sein Spiel machen, das möchte eigentlich jeder Spieler. Viele greifen daher zu Kopfhörern und Musik, um sich nicht ablenken zu lassen. "Man muss versuchen ruhig zu bleiben", erklärt Saltzer, der hin und wieder auch mal Emotionen zeigt. Zuletzt auf den Regional-Finals in Paris, als er die Qualifikation für das FIFA 17 Ultimate Team Championship-Finale in Berlin schaffte. Selbst wenn es stört, müsse man als Profi damit umgehen können.

"Mich persönlich motiviert das eher", erzählt uns Mohammed Harkous, seines Zeichens amtierender ESL FIFA-Meister. "Wenn der Gegner sehr laut ist und sich vielleicht sogar zu früh freut, dann motiviert es mich, spielerisch noch mehr ein Zeichen zu setzen. Ich bin kein Spieler, der laut herumschreit". Für Harkous ist das auch eine Frage des Respekts dem Gegner gegenüber. Gleichzeitig läuft man auch Gefahr, sich selbst aus dem Konzept zu bringen. Mit "Never Give Up" pusht sich der Österreicher Mirza Jahic gerne durch schwierige Matches und zeigt seinem Gegner des Öfteren auch eine Bandbreite an Emotionen. Das macht den Spieler von bPartGaming bei seinen Fans auch so beliebt. Im Rahmen des VBL-Wildcard-Turniers zeigte der VBL-Meister von 2014 erneut, dass er kein introvertierter Spieler ist. Obwohl er es eine Zeit lang versucht habe, dies zu kontrollieren, sei es "gerade bei diesen Turnieren ganz wichtig, dass man so ist, wie man ist".

Man darf sich nicht verstellen

Mirza Jahic, bPartGaming

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Und wieder kommt das selbst bestimmte Spiel zum Thema: Sein Ding machen. Sich vom Gegner nicht beeinflussen lassen, denn das kann manchmal auch das Ziel des Gegenüber sein. Mit starken Emotionen den anderen zu verunsichern klappt des Öfteren besser als man annehmen mag. Den Gegner auf eine emotionale Ebene zu bringen, auf der er sich nicht wohlfühlt. Das geht in beide Richtungen. Wer introvertiert ist, sollte sich von emotionalen Spielern nicht hinreißen lassen und emotionale Spieler sollten nicht versuchen, sich zu stark zu kontrollieren. "Man darf sich nicht verstellen, denn dann klappt es erst recht nicht", fügt Jahic noch hinzu. "So lasse ich es kurz raus und zwei Sekunden später bin ich wieder da. So bin ich halt und so kennt man mich. Das werde ich auch nicht mehr ändern, denn das gehört zu meiner Person." Generell sei das von Spieler zu Spieler unterschiedlich, so Erhan Kayman. Der Spieler von Team STARK eSport ist seit Jahren einer der Top-FIFA-Spieler. Auf Turnieren zeigt sich 'Dr. Erhano' überaus kontrolliert und lässt nur selten durchblicken, was in ihm vorgeht. Dies sei wichtig für sein Spiel, wie er uns im Interview erzählt. "Ich spiele extrem schlecht, wenn ich emotional werden. Das sieht man auch in meinen Streams. Wenn ich da anfange auszurasten, nimmt die Qualität in meinem Spiel enorm ab."

Insgesamt kann man also sagen: Etwas Emotion ist nicht verkehrt, solange der Gegenüber nicht in Grund und Boden geschrien wird. Denn das kann schnell auch als respektlos angesehen werden und den sollte man im Sport vor seinem Gegner schließlich immer haben!

Nicole Lange