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Frauen bei FIFA 16: Das Eigentor der Gamer-Gemeinde

Viele Fans fordern 3. Liga statt Frauenfußball

Frauen bei FIFA 16: Das Eigentor der Gamer-Gemeinde

Frauen und Männer in FIFA 16? Das geht den Fans zu weit!

Frauen und Männer in FIFA 16? Das geht den Fans zu weit! kicker eSport

Die knapp 5.000 Kommentare unter dem offiziellen Facebook-Post von EA Sports lesen sich wie die Kritzeleien auf einem Schultisch. Neben von Rechtschreibfehlern geprägten Beleidigungen und Androhungen, das Spiel nicht kaufen zu wollen, äußern sich nur die wenigsten Spieler positiv. Die gleiche Stimmung findet sich im Kommentarbereich des Videos oder in diversen Online-Foren wieder. "Die Frauen sollen zurück in die Küche", fordert ein User. "Man kann statt den üblichen Stadien nun zwischen verschiedenen Kücheneinrichtungen wählen", stimmt ein weiterer Nutzer in den sexistischen Online-Lynchmob mit ein.

Dass EA Sports seit jeher mit seinen FIFA-Spielen polarisiert und jede Ankündigung sowohl positive als auch negative Stimmen erntet, ist nichts Neues. In welchem Ausmaße sich die Spieler aber aktuell über die Integration von Frauenteams beschweren, wirft leider kein gutes Licht auf die Subkultur, die von sich selbst behauptet, sie sei tolerant und die um jeden Preis akzeptiert werden möchte.

Die deutsche 3. Liga - eine Kostenfrage

Beschwert sich ein Fan aber nicht lauthals über den weiblichen Anteil im Spiel, bringt er in vielen Kommentaren Vorschläge mit Dingen, die er lieber im nächsten Ableger gesehen hätte. Dazu gehören natürlich wie immer die 3. Liga in Deutschland und der beliebte Hallenmodus. Ob die beliebte Spielklasse neben der 1. und 2. Liga eingeführt wird, ist weiterhin ungewiss. Bereits im letzten Jahr erklärte der zuständige DFB gegenüber kicker eSport, wie die Lizenz-Lage in diesem Fall aussieht.

Letztendlich bleibt es für EA aber eine klare Kostenfrage. Die Argumentation, dass es bereits vier englische Ligen im Spiel gibt, hinkt ebenfalls etwas. Die Premier League und die Football League Championship, One und Two stehen allesamt unter dem Football Association Verband, wodurch es deutlich einfacher ist, alle benötigten Lizenzen zu erhalten. Der ebenfalls geforderte Hallenmodus hat mit FIFA Street vor einigen Jahren mehr oder weniger sein eigenes Spiel bekommen. Das wollen diese Fans aber nicht - sie wollen auch im Hauptspiel in der Halle kicken.

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Die Frauenteams würden aber andere wiederum gerne in ein eigenes Spiel verbannen und nicht als festen Bestandteil von FIFA 16 sehen. "Ich will keine Frauen in meinem FIFA, sollen die doch ihr eigenes Spiel machen", kommentiert ein Nutzer. Viele rufen sogar zum Boykott auf und erklären, dass sie sich nach einer solchen Entscheidung bestimmt kein FIFA mehr kaufen werden. Aus dem toleranten und aufgeschlossenen Gamer ist also ein trotziger Käufer geworden, der ein Spiel mit zusätzlichen Inhalten nicht mehr kaufen will und sich das Recht rausnimmt zu bestimmen, welche Inhalte ein Entwickler zu liefern hat. Das ist ein Eigentor.

Ob die Integration von Frauenteams und die Tatsache, dass sie nur gegeneinander antreten können, spielerisch wirklich sinnvoll sind, ist eine andere Frage. Auch die augenscheinliche Promo für die bald anstehende Frauenfußball-WM in Kanada dürfte hier ein entscheidender Faktor sein. Letztendlich zeigt EA damit aber deutlich mehr, als sie es mit der 3. Liga würden. Hier wird der Frauenfußball offen und gleichberechtigt auf eine Stufe mit dem Männerfußball gestellt - und das ist in jedem Fall wichtiger als eine Liga oder ein Hallenmodus.

Robin Schulz

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