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So vergibt die DFL die Bundesliga-Lizenz für FIFA und PES

Interview mit DFL-Licensing-Manager Dominik Hilpisch-Hahn

So vergibt die DFL die Bundesliga-Lizenz für FIFA und PES

Dominik Hilpisch-Hahn kümmert sich um die Lizenzierung der Bundesliga für Games. Wir fühlen ihm auf den Zahn.

Dominik Hilpisch-Hahn kümmert sich um die Lizenzierung der Bundesliga für Games. Wir fühlen ihm auf den Zahn. kicker eSport

Bisher vergab die DFL ihre Rechte ausschließlich an EA, was anderen Herstellern, wie zum Beispiel Konami verbot, die Bundesliga in ihre Spiele zu bringen. Einzig mit dem BVB und Schalke 04 hat der japanische Konzern für PES 17 einen Vertrag geschlossen, um immerhin ein wenig Realismus bieten zu können. Im Rahmen der Virtuellen Bundesliga (VBL) in Hamburg sprachen wir mit Dominik Hilpisch-Hahn, der nicht nur die VBL vonseiten der Fußball Liga betreut, sondern sich auch um alle Lizenzierungsprojekte kümmert. Ganz so einfach "mal eine Lizenz vergeben" funktioniert aber nicht, der Ausschreibungsprozess ist aufwendig: "Wir haben ein Kartellamt in Deutschland und die Bundesliga ist als Monopol eingestuft worden. Entsprechend müssen wir für die Lizenzvergabe einen Ausschreibungsprozess führen, der offen, transparent und diskriminierungsfrei ist", sagt Hilpisch-Hahn. Einfach gesprochen bedeutet das: Wer insgesamt das beste Gebot abgibt, bekommt den Zuschlag. "Im Endeffekt ist es nicht so, dass wir uns überlegen: Wir vergeben das jetzt ausschließlich an einen, sondern arbeiten auch ein bisschen mit dem Markt zusammen." Das beste Gebot muss nicht unbedingt das höchste sein. Laut Hilpisch-Hahn spielen auch andere Dinge eine Rolle:

"Es ist letztendlich so, dass Du auch jemanden brauchst, der die Rechte adäquat umsetzen kann. Da spielt eine Vielzahl von Sachen eine Rolle. Zum Beispiel die Trikots, die im Spiel zu sehen sind. Wie werden die designt, wie werden die freigegeben..."

Konami noch im Rennen

In der Vergangenheit vergab die DFL die Rechte dennoch jedes Mal exklusiv an Electronic Arts. Das wird kaum daran gelegen haben, dass Konami nicht in der Lage ist, Spieler und Trikots ordentlich im Spiel umzusetzen. Der gerade laufende Ausschreibungsprozess scheint durchaus auch wechselseitige Gespräche zu beinhalten und die DFL verhandelt nicht ausschließlich mit EA:

"Wir sprechen aktuell mit allen, die potenzielle Kandidaten sind und Interesse an solchen Ausschreibungen haben. Da haben wir auch schon Gefühle zurückgespielt bekommen: Ist es den Bewerbern wichtig, ein Recht exklusiv zu haben, oder nicht exklusiv präsent zu sein."

Das gibt den großen Bewerbern ein Druckmittel in die Hand. Denkt man nämlich einmal anders herum, könnte auch Electronic Arts leicht sagen: Wir nutzen die Bundesliga nur, wenn wir die Rechte exklusiv erhalten. Ein Fehlen von Deutschlands höchster Liga kann nicht im Sinne der DFL sein.

"Es stimmt, neben der Präsenz und den Lizenzrechten ist die Vergabe natürlich auch ein Marketinginstrument für uns und da spielen auch andere Überlegungen eine Rolle. Zum Beispiel in mehreren Spielen präsent zu sein, weltweit möglichst viele Menschen zu erreichen und dass Gamer mit unserem Produkt Bundesliga erfolgreichen Freizeitvertreib haben. Diese Überlegungen haben wir."

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Dilemma für die DFL

Also vergibt die DFL immer wieder an Electronic Arts, denn die erreichen die meisten Gamer weltweit. Fordert der amerikanische Konzern nun exklusive Rechte, entsteht ein Dilemma für die DFL. Bis zum 30. Juni will Hilpisch-Hahn den Ausschreibungsprozess für die Saison 2018/19 abgeschlossen haben. Es geht diesmal um drei unterschiedliche Lizenzen: Matchsimulation, eSport, und Managersimulation. Die ersten beiden werden nur in Kombination vergeben und umfassen Spiele, wie FIFA oder PES. Mangerspiele wären Titel wie die Fussball Manager-Reihe oder Torchance.

Die Community ihrerseits findet es in der Regel nicht so gut, dass EA sich jedes Mal aufs Neue die exklusiven Rechte für ihr FIFA sichert. Hilpisch-Hahn sieht das jedoch anders:

"Wir haben, glaube ich, ein ganz gutes Gefühl für die Fanbase. Sowohl durch unsere Lizenznehmer, als auch durch eigene Marktforschung und Gespräche mit der Community. Wir versuchen möglichst Vielen gerecht zu werden und natürlich gleichzeitig unsere strategischen- und marketinggerichteten Ziele zu verfolgen und die zu erfüllen."

"Wir schauen wo die Reise hingeht"

Lizenzen sind letztlich nicht alles, ein Spiel kann auch gut sein, ohne dass ein realistischer Marco Reus im BVB-Trikot aufläuft. Für die weltweite Verbreitung sind möglichst viele Originalrechte jedoch essenziell, das weiß auch Hilpisch-Hahn:

"Wir wissen, dass es wichtig für Werthaltigkeit eines Spiels ist, ob Du Lizenzen hast oder nicht. Momentan pflegen wir einen sehr guten Austausch, auch mit Konami, und wir werden sehen, wo da die Reise hingeht."

Vielleicht macht die DFL am 30. Juni den ersten Schritt um das Lizenzmonopol von Electronic Arts zu brechen und erlaubt auch anderen Herstellern ihre Version von der Bundesliga in ihre Spiele zu bringen. Für den Wettbewerb und für die Gamer wäre das eine komplett neue Ausgangslage.

Holm Kräusche