Dass es massive Unterschiede zwischen League of Legends und Dota 2 gibt, macht sich nicht nur im Spiel bemerkbar. Auch außerhalb haben die Szenen eine Menge Ungleichheiten. Große League of Legends-Turniere werden immer zusammen mit dem Publisher Riot Games organisiert, und so gibt es stets eine Qualitätskontrolle und ein hohes Maß an Professionalität. In der Dota 2-Szene herrscht hingegen ein buntes Chaos: Überall sprießen kleine Turniere aus dem Boden, es gibt eine Menge selbst veranstaltete Events und jeder kann sich frei beteiligen. Dabei trägt der Veranstalter selbst die Verantwortung für die Qualität seines Turniers und auch Valve, die Macher von Dota 2, sorgen sich nur um ihre eigenen Veranstaltungen, wie die Major-Turniere oder die alljährliche Weltmeisterschaft "The International".
Unterschiede zwischen LoL und Dota 2
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Ähnlich sieht es auch mit dem Sponsoring in Dota 2 aus. Große Teams wie OG und Team Secret verzichten freiwillig auf Organisationen, mit denen sie ihr hart erspieltes Preisgeld teilen müssen, und verwalten sich stattdessen selbst. Auch die Multigaming-Organisationen trennen sich nur selten von ihren Teams. Bevor sie sich von ihnen trennen, ziehen sie häufig lieber einen Aufstellungswechsel vor. Es gibt außerdem keine festen Ligen wie in League of Legends, keine "Splits" mit festen Plätzen und keine Challenger Series, die neue Teams fördert. Dadurch hängt die Popularität des Teams automatisch mit dem Erfolg zusammen – nur die Teams, die sich regelmäßig in großen Turnieren qualifizieren, haben eine große Publizität.
In League of Legends ist durch die Regulierung von Riot Games deutlich mehr finanzielle Sicherheit geboten. Klarere Vertrags- und Gehaltstrukturen erlauben es Vereinen wie Schalke, die Ausgaben und Einnahmen besser zu kalkulieren. In Dota 2 sind die Mannschaften hingegen deutlich stärker vom gewonnenen Preisgeld abhängig, und die Rückendeckung durch eine Organisation ist nicht immer zwangsläufig notwendig – wie Secret und OG eindrucksvoll beweisen. Daher ist der Kauf eines Slots in der ersten LoL-Liga, wie es die Königsblauen nun mit dem Team Elements gemacht haben, keine Seltenheit. Für Schalke stellt sich nun also die Frage, welches Dota 2-Team überhaupt sinnvoll wäre und welches überhaupt erwerbbar ist.
Team NoDiggity
NoDiggity zeigt viel Potenzial und wäre eine günstige Variante für S04. EPICENTER
Ein momentaner Anwärter ist das bislang ungesponsorte NoDiggity. Das Team wird geleitet von Kapitän Troels 'syndereN' Nielsen, der vor ein paar Jahren bereits professionell für mousesports spielte, dann jedoch lange Zeit Caster und Analyst war. Der Däne hat sich mit Maximilian 'qojqva' Bröcker und Adrian 'Era' Kryeziu ein paar Veteranen ins Boot geholt. In den letzten Wochen zeigte NoDiggity starke Leistung in einigen Qualifizierungen und luchste auch etablierten Teams wie Team Empire ein Match ab. Hierbei glänzten besonders die Deutschen Maurice 'KheZu' Gutmann und 'qoiqva', der schon vor zwei Jahren als nächstes, großes Talent galt. NoDiggity könnte dementsprechend eine gute Wahl für Schalke sein – mit einem Community-Liebling wie 'syndereN' und zwei Deutschen hat es nicht nur ein prominentes Gesicht, um den Verein stärker zu vermarkten, sondern auch ein paar nationale Spieler. Zudem ist der Erwerb des Teams vermutlich erschwinglich, denn es ist recht neu und konnte bis jetzt keine größeren Events gewinnen, selbst wenn das Potenzial dafür existiert. Der Schalke eSport-Manager Jacob 'Maelk' Toft-Andersen und Captain 'syndereN' haben nicht nur dieselbe Nationalität, sondern kennen sich bereits seit vielen Jahren aus dem Dota-Geschäft. Sie traten sogar bereits im dänischen Fernsehen zusammen auf und brachten den lokalen Zuschauern den eSport etwas näher. NoDiggity wäre in diesem Fall also die "Budget-Variante", in der sowohl bekannte Gesichter als auch deutsche Spieler vertreten sind.
Team Liquid
'FATA-' (Mitte) und 'KuroKy' (2.v.r.) sind die beiden Deutschen bei Liquid und haben das Team bereits zum Erfolg geführt! EPICENTER
Die wesentlich teurere und konsequentere Entscheidung wäre Team Liquid. Das Team um den prominenten deutschen Dota 2-Veteran Kuro 'KuroKy' Takhasomi steht momentan an der Spitze der Szene. Mit zahlreichen Treppchen-Platzierungen bei den größten Dota 2-Events gilt Team Liquid als das Team, das es momentan zu schlagen gilt. Auch beim Manila Major und der ESL One in Frankfurt zählen sie zu den Favoriten. Das Team, das vor Liquids Sponsoring "5Jungz" hieß, hat dabei mit 'KuroKy' und Adrian 'FATA-' Trinks ebenfalls zwei deutsche Spieler. Sollte Schalke die Kaufentscheidung also so konsequent ausführen, wie sie angekündigt wurde, dann wäre Team Liquid für den deutschen Verein durchaus die teure, aber sichere Option. Ob Liquid das Team aber überhaupt abgibt, steht auf einem anderen Blatt – zumindest die blau-weißen Teamfarben würden sich nicht ändern.
Natürlich würden sich im Zweifelsfall auch asiatische Teams anbieten, aber Liquid und NoDiggity scheinen die realistischsten Kandidaten zu sein. Nicht zuletzt durch die deutschen Spieler. Teams wie Alliance und EG, die unter der Good Game Agency und somit letzten Endes unter der Hand von Amazon laufen, scheinen unverkäuflich. Secret und OG haben sich bereits vor einiger Zeit von einer Dach-Organisation gelöst und darüber hinaus beschränkt sich die europäische Auswahl damit höchstens noch auf russische Teams.
Mit dem League of Legends-Team, das demnächst in der LCS spielt, hat der FC Schalke 04 einen mutigen Schritt gewagt. Dass wir vor dem größten, diesjährigen Dota 2-Event, dem International 2016, ein Schalke-Team sehen, ist jedoch gut möglich – die Kollegen von mousesports haben in den letzten Jahren auch stets ein Team vor dem Saison-Highlight aufgegriffen.
